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Impuls zum 9. Oktober 2022

Zum 28. Sonntag im Jahreskreis

Von Odilo Metzler (Stuttgart, Mitglied im pax christi-Bundesvorstand

Im Danken kommt Neues ins Leben hinein
1. Lesung: 2 Kön 5,14-17
Das Heil gilt auch dem Fremden.

2. Lesung: 2 Timotheus, 2, 8-13
Die Treue Christi überwindet sogar menschliche Untreue.

Evangelium: Lukas 17, 11-19
11 Es geschah auf dem Weg nach Jerusalem:ax christi-Impuls 
Jesus zog durch das Grenzgebiet von Samárien und Galiläa.
12 Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen.
Sie blieben in der Ferne stehen
13 und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!
14 Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern!
Und es geschah: Während sie hingingen, wurden sie rein.
15 Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war;
und er lobte Gott mit lauter Stimme.
16 Er warf sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht und dankte ihm.
Dieser Mann war ein Samaríter.
17 Da sagte Jesus: Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die neun?
18 Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?
19 Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.

Impuls: Ausgeschlossen
Am Anfang sind Menschen in Not, zehn Männer, die Geschwüre haben, die eitern und stinken. Alle machen einen großen Bogen um die Leprakranken. Ausgestoßen waren sie von allem mitmenschlichen Leben, ohne Freunde und ohne Familie, nicht eine Woche in Quarantäne, sondern ausgestoßen aus der Gesellschaft ohne Heilungsperspektive. „Unrein“ müssen sie rufen, wenn jemand in die Nähe kam. 

Die Krankheit zerstörte nicht nur die Beziehung zu den Mitmenschen, sondern auch zur religiösen Gemeinschaft und zu Gott. Die Schuld für ihre Krankheit gab man ihnen selbst. Sie galt als Sünde. Dazuzugehören ist ein menschliches Grundbedürfnis, auch zu einem religiösen Leben dazu gehören. Ausgegrenztes Leben ist gefährdetes und schutzloses Leben.
„Unrein“

Die Vorstellung, dass Menschen ansteckend sind und eine Gefahr bilden können, löst Ängste und oft Anfeindungen aus. Es war die Vorstellung, dass jemand der mit „Unreinen“ Kontakt hatte, selbst unrein wird. Es war Jesus also angeraten, den Kontakt zu meiden. An anderer Stelle wird über ihn gesagt: Er ist ein Freund der Zöllner und Sünder (Mt 11,19). Wer mit Menschen in Kontakt steht, die ausgegrenzt werden, kann selbst ausgegrenzt werden. Menschen in Diktaturen, die mit Oppositionellen Kontakt haben, werden selbst verdächtigt. In den USA nach dem Zweiten Weltkrieg und in der jungen Bundesrepublik wurden nicht nur Leute verfolgt, die als Kommunisten verdächtigt wurden, sondern auch welche, die Kontakt zu ihnen hatten. Der Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik lehnt es als „Kontaktschuld“ ab, wenn heute Künstler:innen sich von BDS (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen) distanzieren müssen: „Es reicht schon, wenn man unterstellt, sie habe diesen oder jenen gekannt, der mit dieser oder jener Organisation in Verbindung stehe.“

Veränderung
Jesus geht diesen Menschen nicht aus dem Weg. Sie setzen alle Hoffnung auf ihn und rufen: „Hab Erbarmen mit uns!“ Jesus wird von dieser Hoffnung, ihrem Glauben an Rettung und ihrem Vertrauen bewegt. Er wendet sich ihnen zu, überwindet ihre Isolation. Er hebt alles auf, was sie trennt von Gott, den Menschen und der positiven Kraft und Energie in ihnen selbst. Er schickt sie zu den Priestern, damit die die Veränderung diagnostizieren können. Die zehn müssen Jesus vertrauen und zu den Priestern gehen. Zunächst bleibt alles beim Alten. Indem sie sich aufmachen, erfahren sie die große Veränderung. Es heißt im Evangelium: Sie wurden rein. Jesus sagt selbst: Dein Glaube hat dich gerettet. Steh auf und geh!

Der Fremde dankt
Die zehn Aussätzigen waren auf einmal wieder gesund. Ihr Leben wurde ihnen noch einmal ganz neu geschenkt. Sie können wieder neu anfangen. Vermutlich können sie es in ihrem Glück und ihrem Staunen nicht erwarten, zu ihren Familien und Freunden zurückkehren und von ihrer Rettung zu erzählen, in ihren Alltag, aus dem sie herausgerissen waren, in ihren Beruf und zu ihren Lebensplänen. Sicherlich sind sie dankbar, aber nur einer bringt Jesus seinen Dank zum Ausdruck und lobt Gott dafür.

Das kennen wir, dass wir so Vieles in unserem Leben selbstverständlich nehmen: unsere Gesundheit, so lange sie nicht beeinträchtigt ist, unser gesichertes Leben, dass wir haben, was wir brauchen. Das Erntedankfest kommt aus Zeiten, in denen es nicht selbstverständlich Nahrung im Überfluss gab. Sagen wir „Danke“ für unser tägliches Essen? Dafür, dass wir nicht an der Tafel anstehen müssen? Dafür, dass nicht der Hunger zu unserem Alltag gehört?

Einer von zehn kehrt zu Jesus zurück und fällt ihm vor Dankbarkeit vor die Füße und lobt Gott. Es ist der Fremde unter den zehn, ein Samariter, auch das eine Botschaft.

Lob macht stark. Das kennen wir schon aus unserer Kindheit. Das gilt auch für Gott. Lob macht Gott stärker in dieser Welt. Dankbarkeit macht auch uns selbst reicher und zufriedener. „Im Danken kommt Neues ins Leben hinein, ein Wünschen, das nie du gekannt“, heißt es in dem Lied „Vergiss nicht zu danken“. Vergiss nicht zu danken!

Gebet
Barmherziger Gott,
ich bitte dich, lass dich berühren von der Not in unserer Welt. 
So viele Menschen werden ausgegrenzt, leiden unter dem Ausschluss an gesellschaftlicher Teilhabe, an Anerkennung und Förderung. 
So viele Menschen haben keinen Zugang zu Bildung, zu gutem Wasser, zu Leben in Sicherheit, zum täglichen Brot, zu Arbeit und Leben in Würde.
Ich klage dich nicht an dafür, denn wir Menschen sind es, die das Gesicht der Erde verstellen, die andere nicht als Schwestern und Brüder achten.
Berühre uns, dass wir fähig sind zum Mitgefühl, zu Solidarität, zu Mitmenschlichkeit.
Ich danke dir für jeden Tag, an dem die Sonne scheint und Pflanzen und Tiere unser Leben schön machen.
Lass uns selbst barmherzig sein und dankbar und dich im Antlitz jedes Menschen suchen. Amen

Gebet
Vater im Himmel, wende nicht länger dein Antlitz von mir, lass es aufs Neue leuchten für mich, so dass ich deine Wege gehe und nicht mehr und mehr mich verirre, weit weg von dir, wo deine Stimme mich nicht mehr erreichen könnte.

Oh, lass deine Stimme ertönen für mich, gehört werden von mir, wenn sie auch schreckend mich einholen muss auf meinen irren Wegen, wo ich als krank und beschmutzt im Geist abseits lebe und einsam, fern der Gemeinschaft mit dir und fern der Gemeinschaft mit Menschen. Du, Herr Jesus Christus, du, der in die Welt kam, um den Verlorenen zu retten, du, der die neunundneunzig Schafe ließ, um das eine verirrte zu suchen, suche mich auf den Abwegen meiner Verirrungen, wo ich mich verberge vor dir und den Menschen; du, der gute Hirte, lass mich deine Stimme hören, lass mich sie erkennen, lass mich ihr folgen!

Du, Heiliger Geist, tritt du auch vor mich mit unaussprechlichem Seufzen, bete für mich wie Abraham für das verderbte Sodom, erneuere du auch mich und schaff in mir ein neues Herz. Oh, bewahre du auch mich, fester geknüpft an ihn, meinen Heiland und Erlöser, dass ich geheilt, nicht vergessen möge wie jene neun Aussätzigen, umzukehren, wie der eine Aussätzige zurück zu ihm, der mir das Leben gegeben hat, in dem allein Seligkeit zu finden ist, ja heilige du mein Tun und Denken, so dass erkannt werden möge, dass ich sein Leibeigener bin jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.

Aus: Sören Kierkegaard Die Tagebücher 1834-1855

Aus meiner (Corona-)Fasnachtspredigt am 14.2.2021
Habt ihr in der Lesung vom Aussatz gehört,
Der zu Ausschlag und Flecken führt.
Nimmt das einer bei sich wahr,
wird er für alle zur großen Gefahr.

Um zu finden die Ursachen
Muss man einen Schnelltest machen
Beim Priester, der das Urteil fällt,
und Reinheit oder Schuld feststellt.

Wenn sich schon Symptome zeigen,
Schnell die Infektionen steigen.
Weg von allen müssen jene
Weit sichtbar in Quarantäne.

Körperpflege gibt´s nicht mehr,
Ungekämmt ohne Friseur,
Auch den Bart muss man bedecken 
Und in eine Maske stecken.

Die Quarantäne im Evangelium 
Ist nicht nach vierzehn Tagen rum.
Der Aussätzige ist abgeschrieben,
Abgetrennt von allem Leben.

Er muss alle Menschen meiden
Und so den Tod im Leben leiden.
„Unrein“ muss er schreien laut,
Dass keiner mehr sich zu ihm traut.

Statt diesem Kältetod im Leben
Und sich selber aufzugeben
Kommt er zum Herrn in seiner Pein:
Lieber Jesus, mach mich rein!

Bei Jesus hat´s dazu geführt,
Dass er von Mitleid angerührt
Und des Kranken Glauben spürt,
Der ihn befreit, nicht isoliert.

Jesus spricht und schaut ihn an.
Nun ist in der Not nicht allein mehr der Mann.
Die Angst ist verflogen, sein Herz atmet auf.
Er kann wieder leben, ´s geht wieder bergauf.

Das zeigt uns, zu Gott gibt´s kein Abstandsgebot.
Niemand soll bleiben allein in der Not.
Wir bleiben verwundbar, auch wenn wir geimpft.
So lasst uns vertrauen, mit Mut und Vernunft.

 

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