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Impuls zum 27. Juni 2021

Zum 15. Sonntag im Jahreskreis

Von Stefanie Wahl (Petersberg), pax christi-Bundesvorsitzende

Frieden finden in einer zerrissenen Welt


Zum Einstieg in diesem Impuls empfehle ich das Lied „Frieden finden“. Es ist unter https://www.elk-wue.de/news/30122018-quelle-des-lebens abrufbar. 
„Die Welt ist zerrissen. So viele rufen „Friede“, meinen Krieg.
So viele tragen Waffen für den Sieg.
Wie finden wir den Frieden? 
Gott liebt seine Menschen.
Er hört ihr Schreien und er mischt sich ein.
Er selbst wird Mensch, um uns ganz nah zu sein.
Die Welt sehnt sich nach Frieden.“  
(1. Strophe „Frieden finden“; Text und Musik: Gottfried Heinzmann, Hans-Joachim Eißler)

Das Lied „Frieden finden“ spricht von der Zerrissenheit der Welt: Zerrissen durch Krieg und Gewalt, zerrissen durch Zäune und Mauern, zerrissen durch Streit und Egoismen, zerrissen von menschlicher Not und Ungerechtigkeiten. 


Gott, die Risse die durch unsere Welt gehen, sind Menschen gemacht


Die Risse durch Kriege, durch Gewalt, durch Hass und Streit. Mein Herz ist zerrissen, wenn ich nach Israel und Palästina schaue, in den Jemen oder nach Syrien. Gewalt und Hass, die nicht enden wollen und für viele Menschen Not und Unrecht bedeuten. Gott, du stehst den Menschen in dieser schweren Zeit bei. Du verlässt sie nicht. 
Gott, mein Herz ist zerrissen, wenn ich an die Menschen an den Außengrenzen der EU denke. In den Wäldern Serbiens, in den Lagern auf den Inseln der Ägäis, auf dem Mittelmeer vor der libyschen Küste. Du kennst unsere Wege. Du bist da, wo es dunkel ist. Selbst am äußersten Meer bist Du, Gott. 
Gott, das Wir ist zerrissen. Innergesellschaftlich erleben wir immer neue Spaltungen. Mein Herz ist zerrissen, wenn ich den Hass wahrnehme, der sich gegen Andersdenkende, Andersaussehende, Andersgläubige richtet. Mein Herz ist zerrissen, wenn ich die Folgen der sozialen Spaltung wie Altersarmut oder die Benachteiligung von Kindern aufgrund ihrer sozialen Herkunft wahrnehme. Gott, du gehst mit uns den Weg der Gerechtigkeit und der Versöhnung. Du öffnest verschlossene Türen und Herzen. 

Lesung aus dem Buch der Weisheit.


1,13 Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am Untergang der Lebenden. 
14 Zum Dasein hat er alles geschaffen und heilbringend sind die Geschöpfe der Welt. Kein Gift des Verderbens ist in ihnen, das Reich der Unterwelt hat keine Macht auf der Erde; 
15 denn die Gerechtigkeit ist unsterblich. 
2,23 Denn Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht. 
24 Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt und ihn erfahren alle, die ihm angehören.

Einige Gedanken


Ein Riss – beginnt meist ganz klein und breitet sich dann weiter aus, wird länger und tiefer. 
Ein Riss – teilt etwas, dass vorher eins war, zerstört es, macht es kaputt und unbrauchbar.
Ein Riss – die Ursache seiner Entstehung ist oft nicht sichtbar, sein Beginn auch nicht. 

Eine Welt voller Risse, bedeutet Unruhe, Verunsicherung und Angst. Es braucht Mut, um die menschengemachten Risse zu reparieren. Es braucht die Sehnsucht und den Wunsch, den Frieden und die Gerechtigkeit zu suchen. Ausgangspunkt dieses Suchens ist das Gefühl des zerrissenen Herzens, das wir alle kennen. Dieses Gefühl wird zur Motivation für die Suche nach Frieden und Gerechtigkeit und damit für unser Engagement. 
Die Sonntagslesung aus dem Buch der Weisheit spricht uns Hoffnung und Motivation zu. Nicht der Tod, der das Leben zerreißt, hat das letzte Wort, sondern Gottes Gerechtigkeit. Es ermutigt uns, das Schöpfungswerk Gottes und die Gerechtigkeit zu bewahren. Hoffnung ist ein zentrales Element für den Umgang mit den Rissen, die durch diese Welt gehen. 
Auch Papst Franziskus betont die Kraft der Hoffnung in seiner Enzyklika Fratelli tutti, wenn er schreibt: „Die Hoffnung ist kühn. Sie weiß über die persönliche Bequemlichkeit, über die kleinen Sicherheiten und Kompensationen, die den Horizont verengen, hinauszuschauen, um sich großen Idealen zu öffnen, die das Leben schöner und würdiger machen.“ Schreiten wir voller Hoffnung voran!“ (FT 55).
Eines der großen Ideale, denen er sich in Fratelli tutti widmet, ist die Geschwisterlichkeit, die aus seiner Sicht notwendig ist, um die Risse, die durch diese Welt gehen zu überwinden. 
Der Papst erinnert an die Worte des heiligen Franz von Assisi. Dieser nennt den Menschen selig, der den anderen, auch wenn er weit entfernt ist, genauso liebt und achtet, wie wenn er mit ihm zusammen wäre. In jedem Menschen unsere*n Nächste*n zu sehen. Was so einfach klingt, ist in einer zerrissenen Welt in Vergessenheit geraten. Und so gilt es auszubuchstabieren, wie der Weg der Geschwisterlichkeit helfen kann, die Risse der Welt von heute zu heilen. 
Friedenswege gehen: Es braucht Friedensstifter*innen, die bereit sind, einfallsreich und mutig Prozesse zur Heilung und neuen Begegnung einzuleiten. Wir gehen als Friedensbewegung den Weg der Gewaltfreiheit und versuchen als Friedensstifter*innen in vielen verschiedenen Bereichen zu wirken. Die Risse durch Krieg und Gewalt versuchen wir beispielsweise mit Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit, durch Dialog und Menschenrechtsarbeit zu überwinden.  
Der*die Nächste ohne Grenzen: In den Menschen auf der Flucht unsere Nächsten zu sehen, fällt vielen Menschen hierzulande und in Europa schwer. Was fehlt ist, ist ein weites Herz, das den*die Fremde*n nicht ausschließt. Ein Verweis auf das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (LK 10, 25-37) kann Verständnis bringen. Um den Riss zu überwinden, müssen die Mauern und Zäune, die wir gebaut haben, wieder eingerissen und durch Brücken ersetzt werden. Brücken der Solidarität für die Menschen in Not. Brücken, der Würde und der Menschenrechte. 

Lied: Wo Menschen sich vergessen



Gebet zum Schöpfer (aus Fratelli tutti)


Herr und Vater der Menschheit,
du hast alle Menschen mit gleicher Würde erschaffen.
Gieße den Geist der Geschwisterlichkeit in unsere Herzen ein.
Wecke in uns den Wunsch nach einer neuen Art der Begegnung,
nach Dialog, Gerechtigkeit und Frieden.
Sporne uns an, allerorts bessere Gesellschaften aufzubauen
Und eine menschenwürdigere Welt
Ohne Hunger und Armut, ohne Gewalt und Krieg.

Gib, dass unser Herz sich 
Allen Völkern und Nationen der Erde öffne,
damit wir das Gute und Schöne erkennen,
das du in sie eingesät hast,
damit wir engere Beziehungen knüpfen
vereint in der Hoffnung und in gemeinsamen Zielen.
Amen.

Segen

Gott segne Dich und behüte Dich. 
Unserer begrenzten Sicht setzt er seine Weite entgegen. 
Gott lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig. 
Unseren Zweifeln setzt er Zutrauen in unsere Fähigkeiten entgegen. 
Gott erhebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir Frieden. 
Unserem Unrecht setzt er seine Gerechtigkeit für alle entgegen.


Zum Abschluss kann nochmal das Lied „Frieden finden“ abgespielt und mitgesungen werden.