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Impuls zum 27. Februar 2022

Zum 8. Sonntag im Jahreskreis

Von Monika Bossung-Winkler, Diözesanverband Speyer

Blind für den Frieden?
Gestern Abend bekam ich dieses Bild mit dem Friedenslicht geschickt: eine Kerze, geschützt durch zwei Hände. Ein gutes Symbol. Eine Kerze schenkt Licht und Wärme. Sie ist aber auch bedroht. Ein kleiner Luftzug kann sie auspusten. Sie braucht Schutz. Sie braucht unsere Hände, die sie schützen.

Fassungslos haben wir in den letzten Tagen die Entwicklung im Donbass, in der Ukraine und in Russland verfolgt. Wir sahen eine militärische Eskalation, Drohungen wirtschaftlicher Sanktionen und hektische diplomatische Bemühungen. Der „Westen“ und Russland auf neuem Konfrontationskurs, beide Seiten scheinbar blind und taub für die Argumente und Angebote des anderen. 

Wie passend erscheint doch das Evangelium dieses Sonntags
Lk 6, 39 Er sprach aber auch in Gleichnissen zu ihnen: Kann etwa ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen?
40 Ein Jünger steht nicht über dem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein.
41 Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?
42 Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.
43 Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte bringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte bringt.
44 Denn jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben.
45 Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor und der böse Mensch bringt aus dem bösen das Böse hervor. Denn wovon das Herz überfließt, davon spricht sein Mund.

Die Splitter und Balken im Auge machen blind für die Bedürfnisse der anderen Seite. Letzte Woche machte 
der Journalist Andreas Zumach bei einem Vortrag deutlich, dass die Verschlechterung der Beziehungen zu Russland schon lange vor Putins aggressiver Politik gegenüber der Ukraine begonnen hat – mit der Ostausdehnung der NATO unter Bruch einer – leider nur mündlichen – Zusage an Michael Gorbatschow. Zumach nannte folgende Voraussetzung für eine dauerhafte Konfliktbearbeitung: „Nur wenn die westlichen Staaten … ihren Anteil an der Verschlechterung der Beziehungen zu Russland anerkennen und daraus auch praktische Konsequenzen für die künftige Gestaltung dieser Beziehungen ziehen, besteht eine Chance für deren dauerhafte Verbesserung und damit für Stabilität und Kooperation auf dem gemeinsamen eurasischen Kontinent.“

Aber auch das Bild vom Baum und den Früchten hat in diesem Konflikt seine Berechtigung: eine militärische Bedrohung der Ukraine, die Unterstützung der Sezession im Donbass ist kein Zeichen für Frieden. Die Beteuerung, Russland plane „keinen Angriff auf ein Nachbarland“ wurde von den jüngsten Ereignissen ad absurdum geführt.

Unsere Befürchtungen und unsere Hoffnungen wollen wir vor Gott tragen
Psalm 85
5 Wende dich uns zu, du Gott unsres Heils, *
lass von deinem Unmut gegen uns ab!
6 Willst du uns ewig zürnen, *
soll dein Zorn dauern von Geschlecht zu Geschlecht?
7 Willst du uns nicht wieder beleben, *
dass dein Volk an dir sich freue?
8 Lass uns schauen, HERR, deine Huld *
und schenk uns dein Heil!
9 Ich will hören, was Gott redet: *
Frieden verkündet der HERR
seinem Volk und seinen Frommen, *
sie sollen sich nicht zur Torheit wenden.
10 Fürwahr, sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten, *
seine Herrlichkeit wohne in unserm Land.
11 Es begegnen einander Huld und Treue; *
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
12 Treue sprosst aus der Erde hervor; *
Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.
13 Ja, der HERR gibt Gutes *
und unser Land gibt seinen Ertrag.
14 Gerechtigkeit geht vor ihm her *
und bahnt den Weg seiner Schritte.

Was wäre „Gerechtigkeit“ in diesem Konflikt?
Eine gerechte Lösung ist nur im Dialog zu finden. Die Bedürfnisse und Interessen aller Beteiligten müssen dargelegt werden. Johannes Warwick, Professor für Internationale Beziehungen an der Marin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sagte am 24.02. in der taz: „Jetzt ist also die Stunde, darüber nachzudenken, wie wir von diesem Baum wieder runterkommen. Eine dauerhafte Eskalation kann ja nicht die Lösung sein. … Aber wir müssen versuchen, jetzt wieder Diplomatie ins Spiel zu bringen, und mit Russland über den Donbass und die Einhegung dieses Konflikts reden. Das wäre alle Mühen wert. Nichts wird davon besser, dass man die Dinge treiben lässt.“

Wir bringen unsere Bitten vor Gott
Für die Politikerinnen und Politiker, die sich um eine Deeskalation des Konflikts um die Ukraine bemühen: Schenke ihnen Ausdauer, ein offenes Ohr für die Bedürfnisse der Gegenseite und kreative Ideen.

Für die Menschen in der Ukraine: Lass sie deine Nähe in der Not und Bedrängnis spüren.

Für die christlichen Kirchen in Europa, der Ukraine und Russland: Schenke ihnen Worte des Friedens, die auch bei den Politikerinnen und Politikern ankommen.

Für die Kooperationspartner von pax christi in der Ukraine: Beschütze sie bei ihren Bemühungen um gewaltfreie Konfliktbearbeitung.

Für die Menschen, die in diesem Konflikt sterben werden: Steh ihnen bei und nimm sie auf in dein Reich des Friedens.

Wir fassen alle unsere Bitten in dem Gebet zusammen, das Jesus selbst uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel

Lied
Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen,
sondern überall uns zu dir bekennen.
Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen.
Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.

Keiner kann allein Segen sich bewahren.
Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen.
Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen,
schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.

Frieden gabst du schon, Frieden muss noch werden,
wie du ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden.
Hilf, dass wir ihn tun, wo wir ihn erspähen -
die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.

Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen,
sondern überall uns zu dir bekennen.
Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen.
Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.

 

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