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Impuls zum 19.04.2020

2. Sonntag in der Osterzeit – Weißer Sonntag

Von Gerold König (Langerwehe), Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstands

Einstieg

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“
Martin Buber 08.02.1878 – 13.06.1965 – Religionsphilosoph
 

Dieser Satz Martin Bubers ist mir ständiger Begleiter geworden. Immer wieder habe ich die Bedeutung dieser einfachen Worte gesucht. Sie sind so einfach und doch so unendlich schwierig. Buber sagt nicht: Die Begegnung ist Leben. Er sagt, das Leben – das wirkliche Leben ­– ist Begegnung. Das Leben macht erst in der Begegnung mit anderen Menschen Sinn. Wir brauchen einander. Wir leben nicht für uns allein – wir leben für die Begegnung.

Im Miteinander des Gesprächs, egal wo und mit wem, ob bei pax christi, in der Kirchengemeinde, der Politik oder Familie ist mir der Sinn dieser Worte immer wieder deutlich geworden, spürbar und erlebbar. 

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ – mit diesem einen Satz beschreibt Martin Buber das ganze Leben Jesu. Immer und überall ist dort Begegnung spürbar. Die christliche Botschaft lebt von Begegnungen. Auch im heutigen Sonntagsevangelium nach Johannes /Joh, 20,19-31/ wird von der Begegnung Jesu mit den Jüngern erzählt – und von Thomas, der ihm nicht begegnet ist – der nicht glauben wollte, was ihm zugetragen wurde.

Diese uns allen so wichtigen Begegnungen, die Berührung beim Handschlag, die Umarmung zur Begrüßung, der Wunsch zu Beginn des Gespräches sind uns derzeit genommen. – Statt Begegnung üben wir uns in Distanz. Begegnung ist aber ein existenzielles Grundbedürfnis des Menschen. Begegnung ist Lebenselixier. Für mich ist Begegnung gleich Frieden. „Er trat in ihre Mitte und sagte zu Ihnen: „Friede sei mit Euch!“ Weil sie ihm begegnet sind, haben sie die Sehnsucht nach Frieden gespürt. In jeder Begegnung kann Frieden Einzug halten: Dann, wenn die Begegnung ernst gemeint ist, wenn wir uns voll Vertrauen begegnen, wenn wir einander Glauben schenken. Die Distanz, auch wenn sie zum jetzigen Zeitpunkt richtig und wichtig ist, birgt Skrupel, Misstrauen - da ist etwas zwischen uns, etwas Unsichtbares, etwas, dass mich davon abhält, dir Nahe zu kommen.

Selbst auf die Begegnung mit Gott in der hl. Messe, in der Kommunion müssen wir derzeit verzichten. Vielen fällt durch diesen Verzicht erst auf, wie wichtig die Communio ist. Die fehlende Begegnung macht einsam. Ich freue mich auf die Tage, an denen Begegnung wieder möglich sein wird. Ich glaube, dass durch die jetzt erzwungene Distanz Begegnungen dann wieder intensiver werden – dass das wirkliche Leben in der Begegnung sichtbarer werden wird.

 

Das Evangelium nach Johannes Kap. 20, Vers 19 – 31

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit Euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen... 

Die Jünger Jesu sind in Distanz zu den Juden gegangen, sie hatten Angst. Sie haben die Türen verschlossen und Begegnung verweigert. Da kommt Jesus und sagt: Friede sei mit Euch! – nicht „Fürchtet Euch nicht – habt keine Angst“ – er sagt: „Friede sei mit Euch“. Friede aber wird erst in der Begegnung möglich. Im Gespräch, im Glauben aneinander, im gegenseitigen Vertrauen. Aber der Zwillingsbruder unseres Glaubens heißt oftmals Zweifel. Der Zweifel gehört zum Glauben dazu. 

Das macht Jesus am Beispiel des Thomas deutlich. Thomas ist Christus beim ersten Mal nicht begegnet. Er hatte Distanz zu ihm, er konnte nicht glauben, was die anderen gesehen haben. Jesus aber kam nochmal, damit Thomas ihn sah und wieder trat er in ihre Mitte (begegnete ihnen) mit den Worten: „Friede sei mit Euch“ – nachdem Thomas ihn berührt hat, glaubte er. 

Wir müssen uns in diesen Tagen weiter in Distanz üben. Das, was uns lieb und teuer geworden ist, wurde abgesagt. Ostern haben wir in „sozialer Distanz“ gefeiert.

Mir haben unsere Enkelkinder und Kinder gefehlt. Die Begegnung mit ihnen. Den Wackelzahn von Lotta kann ich nur erahnen. Dank neuer Medien kann ich teilhaben, am Morgenkreis, mit Lotta und Frieda, Jonathan und Paula jeden Morgen den Tag beginnen. Ich kann aber nicht dabei sein.

Gerne würde ich die Menschen in den Krankenhäusern besuchen, ihnen durch meine Berührung Halt geben, gerne würde ich die 97-jährige Tante im Altenheim mal wieder im Arm halten können und ihr somit Kraft und Mut geben, gerne würde ich meiner Wut, meiner Empörung über Politiker, die diesen unheimlichen Virus nutzen, um ihre Macht weiter auszubauen, die mit Ignoranz über die Not und Sorgen der Menschen hinwegsehen, gemeinsam mit Vielen, Ausdruck verleihen. Gerne würde ich den geflüchteten Menschen, die in Moria und anderswo darauf warten, Frieden und Freiheit zu erleben, meine Hand reichen und ihnen sagen, kommt mit, kommt zu uns,…gerne würde ich......

 

Es geht im Moment nur im gemeinsamen Gebet.

Im Gebet begegnen wir uns – hören und spüren wir uns – weltweit

Beten wir gemeinsam miteinander

 

Vater unser im Himmel (deutsch)

Uw naam is geheiligd (niederländisch)

Adveniat regnum tuum (lateinisch)

Tu voluntad se hara` (spanisch)

Comme au ciel, donc aussi sur terre (französisch)                

dacci il nostro pane quotidiano oggi (italienisch)                                                     

and forgive us our guilt (englisch)

gdy wybaczamy naszym winoajcom (polnisch)                                            

og frist ikke os   (dänisch)

sed savu nin de malbono (esperanto)

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und

die Herrlichkeit, in Ewigkeit (deutsch)

 

AMEN (so sagt man überall)

  

Segen

Begegnen wir uns im Vertrauen auf Gott und stellen wir uns unter seinen Segen, dass er uns in dieser Zeit der Distanz und Ängste halte und uns in Frieden wieder zueinander führe

Im Namen des Vaters

und des Sohnes

und des heiligen Geistes

Amen


Liedvorschläge

Wo zwei oder drei beisammen sind

Meine Zeit Herr  (GL 790)

Wo Menschen sich vergessen (GL 823)

 

 

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