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Fridays for future.jpgLeonhard Lenz

Die Proteste „Fridays for Future” intensivieren!

25. Mrz 2019

Erklärung des Diözesanvorstandes Trier

Seit vielen Wochen gehen unter dem Motto „Fridays for Future“ an jedem Freitag weltweit Schüler*innen auf die Straße, um für eine ernsthafte Klimapolitik zu demonstrieren. Allein in Deutschland sind es zurzeit jede Woche mehr als 20.000 SchülerInnen. Die Proteste treffen mit der Zuspitzung auf die Entwicklung des Klimas einen zentralen Punkt, an dem Zukunft verspielt wird, wenn die Weichen nicht anders gestellt werden. Das ist notwendig, weil weder die Erkenntnisse der letzten vierzig Jahre noch die aktuellen Wetterkapriolen wie die Hitzewelle des letzten Sommers noch die immer neuen Sturmtiefs Politik und WirtschaftBeine machen.

Im Gegenteil, Öffentlichkeit und Politik sind zum Teil durch diese Proteste irritiert. Man versucht sie kleinzureden, ja zu diskreditieren. Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner sagt, man müsse die Klimapolitik den Profis überlassen. Meint er damit die Verantwortlichen, die sich um Grenzwerte streiten und alles tun, um den Standort Deutschland mit seinem gegenwärtigen Wohlstand zu sichern – koste es, was es wolle?

Aber die Ablehnung der jungen Protestierer*innen wird noch deutlicher. Man schießt sich auf das Gesicht der Bewegung, die Schwedin Greta Thunberg ein. Angeblich hätten Erwachsene den Souffleur gespielt. Was sie sagt, entspreche nicht ihren eigenen Gedanken und sei fremdgesteuert. Letztendlich sei ihr Engagement und das der vielen jungen Leute pubertär.

Diese Verlagerung von den Inhalten der Proteste auf die mangelnde Glaubwürdigkeit der Akteure ist ein durchsichtiges Manöver, den Realitäten des Klimawandels auszuweichen. Auch die Hinweise auf die Einhaltung der Schulpflicht missachten den Kern der Proteste. Lindner sagt beispielsweise: „Statt zu demonstrieren und Stunden zu verpassen, sollten die Schüler lieber in den Unterricht gehen und sich über physikalische und naturwissenschaftliche sowie technische und wirtschaftliche Zusammenhänge informieren.” Wer die Schüler*innen auf die Bedeutung der Schule für ihre Zukunft aufmerksam macht, spricht von einer Zukunft in einer Gesellschaft, die sich auf einen Kollaps zubewegt – und in anderen Teilen der Welt schon länger im Zerfall begriffen ist. Es hilft den jungen Leuten nicht, Ihnen Sand in die Augen zu streuen.

pax christi im Bistum Trier unterstützt die kleingeredeten und diffamierten Proteste und hofft, dass durch sie eine breite gesellschaftliche Debatte angestoßen werden kann. Sie sollten die Unterstützung der Generation ihrer Eltern und Lehrer*innen erhalten, und zwar so wünschenswert deutlich, wie es jetzt die Initiative Scientists for Future getan hat.

Aber auch durch Lob und Zustimmung sollten sie sich nicht vereinnahmen und in ihrem Engagement bremsen lassen: Eine Zukunft für unsere Welt-Gesellschaft wird sich nämlich nicht dadurch ergeben, dass an einigen „Stellschrauben“ politisch gedreht wird und kleinteilige Kompromisse ausgehandelt werden – Zukunft kann es in den Augen von pax christi im Bistum Trier nur geben, wenn der ganze gesellschaftliche Kontext von Ökonomie, Politik, Kultur usw. hinterfragt wird. Denn der Klimawandel ist nur ein ‚Schlachtfeld’, auf dem der „Krieg des Kapitals gegen den Planeten“ stattfindet, so die US-amerikanischen Soziologen John Bellamy Foster, Brett Clark und Richard York. Gesellschaften, deren Wohlergehen auf einem System beruht, indem der Wachstumszwang implementiert ist, werden in einer endlichen Welt vor die Wand fahren. Daher sind weder Diskreditierung noch politische Vereinnahmung der Proteste gefragt. Die Auseinandersetzung mit den Grundlagen unserer Gesellschaft ist das Gebot der Stunde.