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Internationaler Tag des Friedens

11. Okt 2016

Die Feierlichkeiten zum Internationalen Tag des Friedens im Sumud Story House (AEI) in Bethlehem

Der 21. September wurde 1981 von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Friedens ernannt und wird seitdem in der ganzen Welt gefeiert. Im Sumud Story House in Bethlehem gab es dazu noch weitere Anlässe zum Feiern: Eid al-Adha (das muslimische Opferfest), die Weltwoche für Frieden in Palästina und Israel und der Besuch einer Reisegruppe aus Deutschland, bestehend aus pax christi- und IPPNW-Mitgliedern.

Das Treffen wurde von Rania Murra, Direktorin des AEI, eröffnet, die die Anwesenden im Sumud Story House willkommen hieß. Fuad Giacaman, Mitbegründer des AEI, stellte die Ziele und Aktivitäten der Weltwoche für Frieden in Palästina und Israel vor. Diese Woche, die vom Ökumenischen Rat der Kirchen initiiert wurde, fand dieses Jahr vom 18. bis 24. September unter dem Motto „Barrieren abbauen“ statt. Sie ruft Gläubige in der ganzen Welt und besonders in Palästina dazu auf, ein klares Zeichen an die politisch Verantwortlichen und die internationale Gemeinschaft zu senden und auf die Notwendigkeit eines gerechten Friedens aufmerksam zu machen, der die illegale Besatzung beendet und das Selbstbestimmungsrecht der beiden Völker achtet. Zentral dabei sind das gemeinsame Gebet, verschiedene Bildungsveranstaltungen sowie Advocacy für Gerechtigkeit und Frieden in Gemeinschaft mit anderen palästinensischen und internationalen Organisationen.

Anlässlich des muslimischen Opferfestes Eid al-Adha waren Scheich ‘Abdil Magid Al’Amarnah, der Mufti von Bethlehem, sowie Dr. Jack Sara, Präsident des Bible College in Bethlehem eingeladen. Sie sprachen über die Bedeutung des Opferns, das sowohl für Muslim*innen als auch für Christ*innen eine bedeutende Rolle spielt. Auch wenn es einige Unterschiede im Verständnis zwischen den Religionen gibt, hoben sie die grundlegenden Gemeinsamkeiten hervor und sprachen von der Bedeutung des göttlichen Willens für das Leben jeder und jedes einzelnen sowie über das beispielhafte Handeln Abrahams, der im Vertrauen auf Gott sein Leben nach ihm ausrichtete. Ziel ist es durch den Fokus auf die Gemeinsamkeiten und den Respekt der Unterschiede voneinander zu lernen und in dieser Gemeinschaft die Stärke und den Zuspruch zu finden, um gemeinsam auf friedliche Weise gegen die Besatzung anzukämpfen. Nach einer lebendigen Diskussion präsentierte der Frauenchor des Sumud Story House einige Lieder und sang über Frieden und Sumud (Standfestigkeit).

Ein weiterer Programmpunkt war das Aufhängen von zwei großen Postern als Teil des Mauermuseums. Während der pax christi-Weltversammlung im Mai 2015 in Bethlehem wurde ein Statement zur Unterstützung der friedlichen Bestrebungen der Menschen in Palästina und auf der ganzen Welt verabschiedet, die sich für das Ende der Besatzung und einen gerechten Frieden einsetzen. Dieses Statement wurde auf Arabisch und Englisch verlesen und später an der Mauer aufgehängt, nicht weit von Claire Anastas Haus, ein Mitglied der AEI-Frauengruppe, deren Haus fast vollständig von der Mauer umgeben ist.

Einer der Höhepunkte des Abends war das gemeinsame Friedensgebet an der Mauer. In Stille zogen die Anwesenden zur Mauer, hielten sich an den Händen und standen solidarisch mit allen auf dem Weg zum Frieden direkt neben der Mauer: Palästinenser*innen und Deutsche,  Muslim*innen und Christ*innen. Nach einem Moment der Stille, in dem wir den Menschen gedachten, die ihr Leben in Palästina sowie der ganzen Region verloren hatten, hatte die deutsche Gruppe ein Gebet vorbereitet, in dem sie ihre Hoffnung ausdrückten, dass eines Tages auch diese Mauer vor uns auf friedliche Weise fallen würde, wie es 1989 in Berlin geschah. Anschließend trug der Jugendleiter des AEI ein Gebet auf Arabisch vor, in dem er um Hoffnung und Stärke für den gewaltlosen Kampf gegen die Besatzung bat. Ein kurzes Theaterstück folgte, in dem eine der Frauen mit verbundenen Augen umherirrte und nach Hilfe fragte. Sie wandte sich schließlich an eine der deutschen Frauen, die sie schließlich von der Augenbinde befreite, gefolgt von einem Lied: „I can’t see beyond the wall. If this is justice, freedom means nothing at all.” Diese kurze Sequenz zeigte auf sehr eindrückliche Weise, was es für die Menschen bedeutet direkt hinter der Mauer zu leben und nicht dahinter blicken zu können, als wären sie blind. Es machte auch deutlich, dass wir alle in unserer je eigenen Umgebung und mit unseren Möglichkeiten die Verantwortung haben nach friedlichen Wegen zu suchen diese Besatzung zu beenden.

Zurück im Sumud Story House waren alle zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen und so saßen wir zusammen, aßen und erzählten. Es war eine positive und zuversichtliche Atmosphäre, die zeigte, dass wir auf der Suche nach einem gerechten Frieden nicht allein sind.

(Johanna, Freiwillige im Sumud Story House des AEI)