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Monte Sole_Bologna.jpg

Erinnerung. Präsenz. Verwandlung

04. Jun 2018

Pilger- und Begegnungsreise zum Monte Sole bei Bologna in der Pfingstwoche

Ein gutes Dutzend interessierte Pax christi Mitglieder aus Berlin, Magdeburg, München, Würzburg, sowie pastorale MitarbeiterInnen der Diözese Würzburg fuhren in der Pfingstwoche auf  Einladung des Referates Geistliches Leben im Bistum Würzburg und des  Diözesanverbandes von pax christi Würzburg zum Monte Sole bei Bologna. 

Die wenigsten Deutschen wissen, welch schreckliche Massaker Ende 1944  von deutscher Waffen-SS unterstützt von italienischen Faschisten entlang des Appennin verübt wurden. Wer sich auf die Fahrt zum Monte  Sole einließ wurde konfrontiert mit unbeschreiblichen Grausamkeiten,  mit Verdrängung und mit der Frage, wie in der heutigen Zeit neuer Nationalismen in Italien und Deutschland mit dieser Geschichte  umgegangen werden soll. Zwischen dem 29. September und dem 2. Oktober  1944 wurden am Monte Sole fast 800 Zivilisten systematisch  und brutal  in Häusern, Kirchen, auf einem Friedhof und am Rande eines Wehrs  ermordet - vor allem Kinder (das jüngste war 14 Tage alt), Frauen,  alte Männer, darunter 5 Priester und 2 Ordensfrauen. Zeitzeugin  Annarosa Nanetti erzählte vom Schicksal einiger dieser Kinder, vom Mut  der Frauen, vom Herannahen der Alliierten und vom schwierigen Leben  nach dem Krieg und mit dem Erlebten. Fast 40 Jahre wurden die  Geschehnisse am Monte Sole verschwiegen. Gerichtliche Ermittlungen  gegen die Täter fanden kaum statt, weil 1960 die entsprechenden Akten  in einem Schrank, der mit der Tür zur Wand gestellt wurde, "Vorläufig archiviert" wurden. Lucciano Gherardi, ein Freund der ermordeten  Priester setzte sich nach 30 Jahren für eine Öffnung der Sperrzone und die Einrichtung eines Gedenkparks ein. 1992 siedelten sich auf dem  Berg 2 Dossettianer Klöster an, eine Art Jugendherberge wurde eröffnet und Anfang 2002 eine Friedensschule.

Prägend für die Fahrt waren Begegnungen mit Mitgliedern von pax christi Bozen und Bologna. In berührenden Gesprächen und Begegnungen informierten sich die  Teilnehmenden der Pilgerfahrt am Monte Sole über das Geschehene. Zeitzeugin Anna Rosa Nannetti erzählte vom Schicksal der überlebenden Kinder, Bruder Giovanni erklärte, warum auf dem Monte Sole Klöster der Dossettianer sind und in der Friedensschule fanden Worshops zum Thema "Erinnerung" und ihr Wert für den Frieden statt. Prägend war auch der Besuch des heute 95jährigen Bischof Luigi Bettazzi (ehemaliger Präsident von Pax Christi International).   

Am letzten Tag der Reise  lud pax christi Bologna zu einer Liturgie der Fußwaschung ein. Die Teilnehmenden stellten sich damit in die  Nachfolge Jesu, der seinen Jüngern aufgetragen hat, einander die Füße zu waschen zu seinem Gedächtnis. Dabei wurde klar, dass eine Politik  die eine Über- und Unterlegenheit in den Mittelpunkt stellt, bis hin  zur Ermordung Wehrloser, der Botschaft Jesu diametral entgegengesetzt  ist. Die Teilnehmenden verpflichteten sich, angesichts der gegenwärtigen politischen Situation, auch gegen Widerstand den Weg  Jesu zu gehen. Am Ende der Begegnung wurde die deutsch-italienische  Gruppe von Erzbischof Matteo Zuppi empfangen. Von deutscher Seite  erhielten er und die Bologneser Gruppe das Hungertuch von Perez  Esquivel, denn es zeigt, dass es eine Solidarität nicht nur mit den  Lebenden gibt, sondern auch mit den Märtyrern, deren Anliegen durch  die Zeit weiter getragen werden soll. Erzbischof Zuppi ermutigte die  Anwesenden, sich für ein Europa einzusetzen "wie wir es uns wünschen".

Die Fahrt wurde geleitet von Hermann Simon, Pastoralreferent im  Referat Geistliches Leben der Diözese Würzburg und Barbara Häußler,  Mitglied im Diözesanvorstand pax christi Würzburg.