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Öffentlicher Appell

19. Aug 2021

Protest gegen „Großen Zapfenstreich“ in Berlin

196 Personen und 24 Organisationen aus der Friedensbewegung haben in einem Appell die Bundesverteidigungsministerin aufgefordert, den zur „Würdigung des Afghanistan-Einsatzes“ der Bundeswehr vorgesehenen „Großen Zapfenstreich“ in Berlin abzusagen. Auch wenn die für den 31.8. geplanten Feierlichkeiten laut Presseberichten verschoben werden sollen, bleibe der Appell aktuell. 
 
Die Unterzeichnenden kritisieren das gewaltverharmlosende und die christliche Glaubensbotschaft instrumentalisierende Ritual des Zapfenstreichs, in dem als „Gebet“ der Choral „Ich bete an die  Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart“ intoniert wird. Dieses „Gebet“ auf Befehl im Kontext der Präsentation der Gewehre der Soldatinnen und Soldaten zu vollziehen, bedeute eine nicht hinnehmbare Verletzung religiöser Gefühle und eine Instrumentalisierung der christlichen Religion für militärische Zwecke. „Der weltanschaulich neutrale Staat darf sich bei der Rechtfertigung militärischer Gewalt nicht auf Jesus beziehen, der zu gewaltfreiem Handeln aufforderte“, so Armin Lauven, einer der Koordinatoren des Appells. Ein weltanschaulich neutral gestaltetes Gedenken dürfe sich – wie derzeit geplant – auch nicht nur auf die gefallenen deutschen Soldatinnen und Soldaten beziehen, sondern müsse alle Opfer dieses sinnlosen Krieges einschließen, fordern die Koordinatoren von der pax christi-Gruppe Bonn. Es gelte, das Ritual des Großen Zapfenstreiches endgültig abzuschaffen. Dafür sollten sich – so der Appell – auch die Leitenden der Kirchen einsetzen.
 
„Auch wenn die aktuelle katastrophale Situation in Afghanistan und die terminliche Verschiebung des Zapfenstreiches bei Abfasssung dieses Appells noch nicht absehbar waren, wollen wir weiteren Planungen einer unwürdigen Gedenkfeier einen Riegel vorschieben“, so Martin Singe, Mitkoordinator des Aufrufes an die Verteidigungsministerin.
 

Appell im Wortlaut mit Unterzeichner*innen:

Öffentlicher Appell
zur Absage des geplanten Großen Zapfenstreiches in Berlin
 
Frau Bundesverteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer 
 
nachrichtlich an
Herrn Bundespräsidenten Dr. Frank-Walter Steinmeier
Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Herrn Bundestagspräsidenten Dr. Wolfgang Schäuble
Herrn Prof. Dr. Stephan Harbarth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts
Herrn Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Herrn Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland
 
 
Sehr geehrte Frau Bundesverteidigungsministerin,
 
wir Unterzeichnende dieses Appells rufen Sie als Inhaberin der obersten Befehls- und Kommandogewalt der Streitkräfte dazu auf, den – zunächst für den 31.8.2021 geplanten – Großen Zapfenstreich vor dem Reichstagsgebäude in Berlin abzusagen. 
 
Soldatinnen und Soldaten, die aus einem zwanzig Jahre währenden Krieg in Afghanistan zurückkehren, am Ende einer Gedenkveranstaltung mit diesem militärischen und gewaltverharmlosenden Zeremoniell würdigen zu wollen, ist auch und gerade im Blick auf die zahllosen Opfer und die getöteten Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten dieses Krieges, deren Hinterbliebene und die gegenwärtig höchst dramatische Lage Afghanistans völlig unangemessen. In diesem Zusammenhang ist an die etwa 140 afghanischen Zivilistinnen und Zivilisten zu erinnern, die durch die Anordnung eines Offiziers der Bundeswehr im September 2009 bei Kundus zu Tode gekommen sind. 
 
Unsere Kritik bezieht sich in besonderem Maße auf den inhaltlichen Kern des Großen Zapfenstreiches: das Gebet „Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart“. 
 
Für Christinnen und Christen, die sich die Gewaltlosigkeit Jesu zum Vorbild ihres Handelns genommen haben, bedeutet die Intonierung dieses Gebetes mit paralleler Präsentation der Gewehre der Soldatinnen und Soldaten eine nicht hinnehmbare Verletzung ihrer religiösen Gefühle.
Jesus, der in Konsequenz seines gewaltfreien Widerstands gegen seinerzeit herrschende menschenverachtende Kräfte am Kreuz hingerichtet wurde, darf nicht für heutiges kriegerisches Tun missbraucht werden. 
 
Der weltanschaulich neutrale Staat darf religiöse Riten und Symbole niemals für seine Zwecke instrumentalisieren, insbesondere nicht für die Rechtfertigung von Krieg und militärischer Gewalt. 
 
Wir fordern Sie, Frau Kramp-Karrenbauer, als politisch Hauptverantwortliche auf, den in Berlin geplanten Großen Zapfenstreich abzusagen und dieses Ritual generell abzuschaffen.
 
Wir rufen die Verantwortlichen der Kirchen und alle politischen Repräsentantinnen und Repräsentanten auf, sich für diese Forderung einzusetzen. 
 
Freundliche Grüße! 
Martin Singe und Armin Lauven (Koordinatoren dieses Appells)
 
Unterzeichner*innen:
Gruppen 
Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF); Antikriegs-AG / Aufstehen Bonn; Arbeitskreis für Entwicklungspolitik und Selbstbesteuerung, Lindau; Bonner Friedensbündnis; Bremer Friedensforum; Evangelisch-methodistische Kirche Bereich Villingen-Schwenningen; Gustav-Heinemann Friedensgesellschaft e.V. Siegen; Idsteiner Friedensbündnis; Initiative Musiker*innen gegen Militärmusikkorps; Internationaler Versöhnungsbund - Deutscher Zweig. Regionalgruppe Bonn-Rhein-Sieg; keine waffen vom bodensee (kwvb e.v.); LabourNet Germany; Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.; Ökumenische Initiative zur Reform bzw. Abschaffung der Militärseelsorge; Oldenburger Friedensbündnis; pax christi - Basisgruppe Idstein; pax christi - Deutsche Sektion e.V.; pax christi Diözesanverband Essen; pax christi - Gruppe Bonn; pax christi - Gruppe Frankfurt/M; pax christi - Gruppe Offenbach; pax christi Rhein-Main – Regionalverband Limburg-Mainz; Reiter*innen für den Frieden - Der Friedensritt, bundesweit; Stiftung die schwelle, Bremen.
 
Einzelpersonen 
Hanne Adams, Erfurt; Helmut Adolf, Berlin; Sylvia August, Köln; Lee Bach-Bayram, Hohenahr; Werner Bachmann, Cölbe-Schönstadt; Ursula Balt, Bochum; Dr. Rüdeger Baron, Röthenbach; Piero Bartalesi, Frankfurt/M; Rudolf Basner, Gröbenzell; PD Dr. Johannes M. Becker, Marburg; Sigrid Becker-Wirth, Bonn; Erhard Beckers, Krefeld; Michael Behrmann, Bremen; Jutta Behrmann-Rogge, Bremen; Heinz-Dieter Benshausen, Pfr. i.R., Bremen; Joachim Bernecke, Braunfels; Ewald Biedenbach, Kassel; Matthias W. Birkwald, MdB DIE LINKE, Köln; Roland Blach,  Geschäftsführer Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Baden-Württemberg, Stuttgart; Volker Böge, Brisbane; Vera Bongert, Köln; Edith Brandmüller, Aschaffenburg; Klaus Dieter Brandmüller, Aschaffenburg; Prof. Dr. Thomas Bremer, Münster;  Dr. Martin Budzinski, Mühlacker; Peter Bürger, Düsseldorf; Irmgard Busemann, Hamburg; Isabelle Casel, Bergisch-Gladbach; Franz Conraths, Kyritz; Susanne Deufel-Herbolte, pax christi Berlin, Berlin; Klaus Dick, Ravensburg; Jürgen Dornis, Herdwangen; Hartmut Drewes, Pfr. i.R., Bremen; Dr. Wilfried Drews, Bonn; Christoph Drolshagen, Andernach; Beate Eichhorn, Lüneburg; Hartmut Eckermann, Solingen; Dr. Elisabeth Eckle, Breisach am Rhein; Uli Epple, Gemeinderat, Wasserburg (Bodensee); Otto Ersching, Sprecher DIE LINKE, Lüdenscheid; Jost-Hinrich Eschenburg, pax christi - Diözesanstelle Augsburg, Augsburg; Dietmar Euhus, Großmutz; Ilina Fach, Marburg; Frieder Fahrbach, Lindau; Etta Fennekohl, Bonn; Ute Finkh-Krämer, MdB a.D., Berlin; Bernd-Dieter Fischer, Nürnberg; Elisabeth Fischer, Nürnberg; Gerd Fischer, Nürnberg; Ulrich Franz, Attac Bonn, Bonn; Ulrich Frey, Bad Honnef; Malte Fröhlich, Tangermünde; Julius Fröscher, Biberach an der Riß; Dr. Albert Fuchs, Meckenheim; Carla Fumagalli, Frankfurt/M; Horst Furtner, Potsdam; Johannes Gertz, pax christi - Regionalgruppe Recklinghausen, pax christi - Diözesanvorstand Münster, Herten; Josef Göbel, Berlin; Carl-Peter Greis, Wetzlar; Maria-Elisabeth Günter, Wittlich; Kathrin Grundmann, Köln; Christa Guererro, Düsseldorf; Christoph Gurlitt, Endingen; Regina Hagen, Darmstadt; Dr. Christian Harms, Überlingen; Perdita Harms, Überlingen; Dr. Dirk-M. Harmsen, Forum Friedensethik (FFE) in der Evangelischen Landeskirche Baden; Irmgard Hartmann, Neuss; Christoph Haun, Bremen; Anne Heemann-Singe, Vechta; Heijo Heidemann, Köln; Günter Hees, Köln; Steffen Heidenreich, Melle; Bernd Heilmann, Mülheim/Ruhr; Werner Heinrich, München; Henning Henrich, Wetzlar; Reinhard Herbolte, pax christi Berlin, Berlin; Johann Herlyn, Pastor i.R., Bremen; Bernhard Hesse, Bonn; Martin Hillebrand, Neuss; Michael Hiller, Mannheim; Werner Höbsch, Brühl; Lothar Höfler, Lindau; Hans-Ulrich Hofmann, Villingen-Schwenningen;Hartwig Hohnsbein, Göttingen; Helga Hohnsbein, Göttingen; Brigitte Hornstein, IPPNW Münster, Münster; Andrej Hunko, MdB DIE LINKE, Aachen; Priv.-Doz. Dr. Anne Maximiliane Jäger-Gogoll, Marburg; Monika Jennis, Essen; Manfred Jeub, Schuldekan i.R., Freiburg; Rose Kändler, Kassel; Dieter Kalthäuser, Breisach; Elisabeth Kalthäuser, Breisach; Heinz D. Kappei, Berlin; Ulfert Kaufmann, Oldenburg; Alfred Keienburg, Vorsitzender pax christi Diözesanverband Essen, Essen; Rudolf Kemmer, Wittlich; Dr. Ferdinand Kerstiens, Marl; Martina Knappert-Hiese, Kressbronn; Corry Knijff, Frankfurt/M; Gerold König, Bundesvorsitzender pax christi - Deutsche Sektion e.V., Langerwehe; Dr. Eva König-Werner, Berlin; Beate Körsgen, Versöhnungsbund, Regionalgruppe Mainz, Mainz; Ilse Koppe, Göttingen; Rolf Koppe, Göttingen; Margret Koschel, Frankfurt/M; Jens Koy, Bonn; Constanze Kraft, Pfrn. i.R., Berlin; Agnes Krieger, Bonn; Beate Kullmann, Aschaffenburg; Karl Laible, Lindau; Sigi Laugsch, Schwarzenbruck; Davorka Lavrekovic, Frankfurt/M; Anning Lehmensiek, Bremen; Friedegund Lendle, Göttingen; Ekkehard Lentz, Sprecher Bremer Friedensforum, Bremen;Dr. Manfred Lotze, Hamburg; Bernhard Lübbering, Pfr. em., Recklinghausen; Irmgard Lücke, Bremen; Gisa Luu, Frankfurt/M; Heike Mahlke, Hitzacker; Ursula Mathern, Merxheim; Bernhard Meier, Bonn; Hannes Menke, Bremen; Uli Mercker, Bonn Friedensbündnis, Bonn; Mohssen Massarrat, Berlin; Monika Merkel-Neumann, Köln; Hanna Middelmann, Göttingen; Dr. Eberhard Müller, Zell a.H.; Wolfgang Neumann, Köln; Paul Oettinger; Prof. Dr. Gottfried Orth, Braunschweig; Hedwig Oser, Frankfurt/M; Martin Otto, Wetzlar; Wolfgang Pahl, Ludwigshafen; Dr. Ursula Paulus, Köln; Marion Pierrets, Oldenburg; Cornelia Praetorius, Berlin; Britta Ratsch-Menke, Bremen; Christine Rauch, Aschaffenburg; Klaus Rauch, Aschaffenburg; Martin Renner, Seelbach; Harm Ridder, Pastor i.R., Bremen; Friedrich Rolly, Darmstadt; Gerd-Rolf Rosenberger, Bremen; Dr. Johanna Rothe, Chorin; Alfons Schabarum, Köln; Walter Schäfer, Lehrer i.R., Hohenahr; Günter Schlag, Berlin; Petra Schlag, Berlin; Ruth Schlette, Bonn; Marc Schlichtherle, Bremen; Burchard Schlömer, Aachen; Michael Schmid, Gammertingen; Rainer Schmid, Aalen; Friedhelm Schneiders, Düsseldorf; Hans-Günther Schramm, Nürnberg; Hans Ludwig Schröder, Pastor i.R., Achim; Hannelore Schützenmeister, Weil am Rhein; Doris Schulz, Solingen; Jo Schulz, Köln; Uta Schumann, Erfurt; Karin Schwalm, Marburg; Rainer Seifert, Förderverein Frieden e.V., Bonn; Dr. Josef Senft, Bonn; Prof. Dr. Stefan Silber, Paderborn; Dr. Georg Singe, Vechta; Michaela Sohn, Edemissen; Margret Staal, Hattert; Christoph Stark, Neuss; Gisela Stark, Neuss; Dr. Burkhard Staude, Stauffenberg; Ilse Staude, Stauffenberg; Johannes Steffens, Remagen; Dr. Dietmar Stoller, Lindau; Friedrich Straetmanns, MdB DIE LINKE, Bielefeld; Michael Strake, Vorstandsmitglied pax christi, DV Speyer, Hütschenhausen; Helga Tempel, Ahrensburg; Konrad Tempel, Ahrensburg; Rainer van Heukelum, Bonn; Bernhard Völk, Augsburg; Michael von Whyl, Bonn; Susanne Warmuth, Aschaffenburg; Karin Warnatzsch, Gammertingen; Martin Warnecke, Pastor i.R., Bremen; Stephania Weigmann, Berlin; Schulamith Weil, Küsten; Dr. Wilhelm Wilmers, Wetzlar; Jürgen Willner, Bremen; Bernd Wipper, Überlingen; Dr. Gernot Wirth, Bonn; Dr. Theodor Ziegler, Baiersbronn; Dr. Inge Zimmer, Hürth.