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Einsatz für Frieden und Menschenrechte

15. Dez 2016

Christine Klissenbauer aus Düsseldorf ist aktiv für den Frieden!

Christine ist der Frieden und die Gerechtigkeit für alle Menschen ein wichtiges Anliegen. Mit ihrer Arbeit für pax christi, besonders in Lateinamerika, hat sie hierfür einen bedeutenden Beitrag geleistet. Christine hat in Bolivien als Entwicklungshelferin gearbeitet und war in Kolumbien im Auftrag von pax christi  als Friedensarbeiterin tätig. Das Schicksal der Familien der gewaltsam Verschwundenen (FEDEFAM), war ihr in allen Jahren ein besonders Anliegen. So vertrat sie deren Anliegen auch vor dem Menschenrechtsrat der UNO. Zu Beginn der achtziger Jahre gründete sie in Düsseldorf die pax christi-Gruppe, in der sie auch heute noch aktiv ist. Und nebenbei hat sie als alleinerziehende Mutter vier Kinder groß gezogen.

Christine hat für pax christi im Solidaritätsfond Lateinamerika und in der Kommission „Solidarität Eine Welt“ mitgearbeitet. Auf Bundesebene übernahm sie als Präsidiumsmitglied Verantwortung in der pax christi-Bewegung. 

Mit viel Leidenschaft kämpft sie auch heute noch für die Sache des Friedens und bedauert, dass ihre Gesundheit ihren Aktionsradius einschränkt.

Im April hat Christine sich von der Kommissionsarbeit mit einem Vortrag in Düsseldorf verabschiedet; diesen Text über ihre Arbeit lesen Sie hier.

1963 bis 1966
Ñuqui und Villa Abecia im Hochland von  Bolivien

Im Frühjahr 1963, wurde ich von der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH) und im Auftrag von Misereor als eine der ersten sogenannten Entwicklungshelferinnen nach Bolivien in Südamerika entsandt, um dort als Sozialarbeiterin ein Projekt unter den Frauen der Quechua-Indios im Hochland zu beginnen. Einige Eindrücke vom Leben der indigenen Bevölkerung im Altiplano von Bolivien möchte ich hier weitergeben. Dort auf einer Höhe von 3800 m zwischen Oruro und Potosí auf der Hochebene von Ñuqui arbeiteten seit einer Reihe von Jahren zwei Redemptoristen-Patres aus dem Elsass, P. Juan Schubnel und P. Alberto Maisant (letzterer verunglückte tödlich beim Brunnenbau 1962).

Zunächst einige Eindrücke vom Leben der indigenen Bevölkerung im Hochland von Bolivien:
Der Altiplano zieht sich schier endlos zwischen 3500 und 4500 m Höhe hin. Der steinige Boden ist karg. Riesige Kakteenwälder säumen die Wege, die sich nach dem ersten Regenfall in ein Blütemeer verwandeln und das Ende der langen Trockenzeit ankündigen. Hier leben die Quechua- und Aimara-Indios.

Viele Indios führen ein Nomadenleben. Mit ihren Lamaherden durchziehen sie das Land als Händler. Vor allem bringen sie das begehrte Salz von den großen Salitrales aus anderen Teilen des Landes in die Dorfgemeinden auf den Rücken ihrer Tiere. Während der Altiplano nur wenige Erträge bietet (vor allem Getreide, Kartoffeln, dicke Bohnen und Quinua), finden sich in den tiefer gelegenen Tälern viele Obstsorten, und vor allem gedeiht dort der so wichtige Mais, Grundnahrungsmittel für Mensch und Vieh.
Bei Hochzeiten und bestimmten Heiligenfesten findet sich die weitverstreute Indiogemeinde zusammen zu den Fiestas, die mit großem Alkoholkonsum von Chicha (Maisbier) begangen werden.
 
Ñuqui hieß das Gebiet der Quechua-Indios mit weitverzweigten Siedlungen im Gebirge, wo die Redemptoristen in einer alten ehemaligen Farm ihre Arbeit unter den Indios aufnahmen, auf dem steinigen Boden Landwirtschaft entwickelten und eine Schulungsstätte für die jungen Indios aufbauten.
 
Es war meine Aufgabe, Kontakte mit den Frauen und Kindern aufzunehmen. Die Frauen waren noch größtenteils Analphabetinnen und sprachen meist auch kein spanisch. Im Anfang war ich auf eine Dolmetscherin angewiesen. Mit der Zeit konnte ich mich etwas in Quechua verständigen. Die Indiofrauen halfen beim Pflügen des Ackers und trugen meist die kleinen Kinder auf dem Rücken mit sich. Fast jede Familie hatte eine Schafherde und etliche Ziegen. Die Frauen waren Meisterinnen im Spinnen der Schafswolle, die sie mit aus Pflanzen hergestellten Farben einfärbten, und das Weben von wunderschönen Teppichen und Stoffen. Die Hütten waren sehr eng und lichtlos. Die kleinen Kinder verbrachten Stunden am Feldrand oder die ganz Kleinen auf dem Rücken der Mutter, während diese die Feldarbeit durchführte. Schulen waren sehr abgelegen, und nur die größeren Jungen nahmen am Unterricht teil. Mädchen blieben daheim und mussten schon sehr bald beim Schafe Hüten und auf dem Feld helfen. Noch wie in der Inkazeit pflügten sie den steinigen Boden mit Holzpflug und Ochsengespann. Gesät wurden Quinua und Bohnen und in tieferen Lagen Mais. Unter der dünnen Schicht der Christianisierung lebten die alten Götter und Bräuche fort: Tatainchij und Pachamama – Vater Sonne und Mutter Erde.
 
Weite Wege mussten zurückgelegt werden, um die Dörfer zu erreichen.
Ich besuchte viele abgelegene Ortschaften, oft per Mula oder Pferd, wenn unser alter Jeep nicht weiter konnte, oder auf „Schusters Rappen“. Dabei galt es manchmal kleine Flüsse zu durchqueren und an engen Schluchten entlang zu balancieren. Überall war die Aufnahme herzlich. Ich hatte auch immer Medikamente für die üblichen Erkrankungen (Durchfall, Hautausschläge, Erkältungen) dabei. Einmal half ich auch bei einer Entbindung einer ganz jungen Frau und hielt glücklich ein gesundes und schreiendes Baby im Arm.
 
Gesundheitspflege, Hygiene, soweit es möglich war und Ernährung vor allem der Kleinkinder waren ein wichtiges Thema. Viele Kleinkinder starben, wenn die Muttermilch ausblieb oder nicht mehr ausreichte und die Zubereitung der Babynahrung mangelhaft war. Z.B. wurde Ziegenmilch nicht entsprechend verdünnt und abgekocht, sodass schwere Durchfälle die Folge waren. Auch die Zufütterung mit Mais, der nicht kindgemäß zubereitet wurde, führte oft zu schweren Mangelerscheinungen oder dem frühen Sterben der Kinder. Es gab keine Medikamente oder Vitamine, die dringend notwendig waren. Hier waren meine Hilfe und die praktische Beratung der Mütter willkommen.
 
Ich begann mit einer Kindertagesstätte, wo die Mütter während der Feldarbeit ihre Kinder hinbringen konnten. Die Kinder lernten auf Bänkchen sitzend zu essen, sich zu waschen und zu kämmen und vor allem miteinander zu spielen, was für sie total ungewohnt war. Über diese Arbeit erreichte ich vor allem auch die Mütter, mit denen ich Kinderspielzeug (Puppen und Tierchen) nähte und einfache Kleidchen. Wir sprachen über die Rolle der Frau, die Möglichkeit, auch die Mädchen in die Schule zu schicken. Wir bereiteten einfache Mahlzeiten und feierten miteinander und lernten voneinander viel über die verschiedenen Kulturen und Länder.
 

Villa Abecia

Meine nächste Station war Villa Abecia, eine sehr schöne Ortschaft am Rio Grande, wo ich mit einem deutschen Pfarrer und einheimischen Helferinnen ein Internat leitete für die indigenen Kinder aus weit entfernten Orten, damit sie im Dorf in die Schule gehen konnten. Auch hier versammelte ich regelmäßig die Indio-Frauen aus den umliegenden Dörfern, um sie in Ernährungs- und Gesundheitsfragen zu beraten und mit ihnen auch Kinderkleidung, Spielzeug und vieles mehr zu fertigen.
 
Wir, d.h. meine Mitarbeiterinnen vor Ort (einheimische wie Helfer aus anderen Ländern) begannen die Frauen und natürlich auch ihre Männer zu ermutigen, kleine Kooperativen zu bilden, um die gemeinsam erwirtschafteten Bestände von Mais und Bohnen, wie auch die von den Frauen gewebten bunten Stoffe und Taschen auch gemeinsam zu vermarkten und so nach und nach einen Grundstock für einen kleinen. Laden für die täglichen Bedürfnisse der Dorfgemeinschaft zu schaffen. 
 
Die drei Jahre vergingen im Flug und es fiel mir sehr schwer, den Altiplano und seine liebenswerten Menschen wieder zu verlassen. Einige Zeit später erreichte mich der schönste Brief, den ich je erhalten habe, geschrieben von dem Sohn einer meiner Frauen, die ja selber nicht schreiben konnte, in dem sie mir mitteilte: „Liebe Cristina, wir haben zwar nicht immer alles verstanden, was Du uns gesagt und gezeigt hast. Aber das, was wir von dir gelernt haben, tun wir immer noch und werden wir weiter so machen…“ 
 

September 1968 bis Februar 1972
Als Familie in Kolumbien im Auftrag der GTZ

Zu diesen Jahren habe ich einen langen persönlichen Bericht geschrieben über meine Erfahrungen mit Land und Menschen in Kolumbien. Aber meine Tätigkeit erstreckte sich damals hauptsächlich auf meine Familie - inzwischen drei Kinder - und die Begleitung der Arbeit meines Mannes zeitweise im Urwaldgebiet der Flüsse Carare-Opón, wo in bilateraler Zusammenarbeit ein Forst- und Lehrprojekt entstanden war. In diese Zeit fiel auch die Entführung von drei Mitarbeitern der Deutschen Forstmission in dieser Urwaldregion durch die ELN-Guerilla, die schließlich auch zum vorzeitigen Abbruch des Projektes führte.
 
Wenn ich über mein recht langes Leben nachdenke und das im Kontext der Menschenrechte, fällt mir spontan eine Begebenheit ein, die entscheidend für meinen Einsatz für die Rechte der Menschen, besonders der Armen und der zum Schweigen Verurteilten geworden ist.
 
Ich lebte in den siebziger Jahren für einige Zeit mit meiner Familie auch an der Küste Ecuadors, in Esmeraldas, wo mein Mann als Personalchef und technischer Leiter in einer einheimischen Sperrholzfabrik arbeitete (CODESA 1974-76). Um die Mittagszeit hörten wir eines Tages Schüsse auf der Straße, an der wir wohnten. Wir stürzten hinaus, sahen einen jungen Mann davonrennen und kurze Zeit später blutüberströmt in der Nähe unseres Hauses zusammenbrechen. Er wurde von den Tätern, mehreren Polizisten, sofort weggeschafft, ehe wir irgendetwas unternehmen konnten. Um die gleiche Zeit kamen unsere beiden Töchter, 6 und 8 Jahre alt, aus der Schule zurück und sahen die riesige Blutlache auf der Straße. Sie waren zutiefst erschrocken und entsetzt. Ich konnte sie lange nicht beruhigen und musste mit ihnen immer wieder darüber sprechen, was vorgefallen war. Ich konnte das Geschehen auch nicht vor ihnen verbergen, da noch am gleichen Tag eine aufgebrachte Menge durch die Stadt und unsere Straße zog, die Leiche des Ermordeten auf den Schultern tragend und die Polizei in Sprechchören anklagend. Der junge Mann, vielleicht ein kleiner Dieb, war Opfer der Polizeiwillkür geworden, eines von vielen, von hinten brutal abgeknallt.
 
Diese Begebenheit und die vielen, immer wiederkehrenden Fragen meiner kleinen Töchter haben wesentlich dazu beigetragen, dass ich mich von diesem Zeitpunkt an bewusst und bedingungslos für die Menschenrechte einzusetzen begann. Ich nahm Kontakt mit amnesty international auf und recherchierte für eine deutsche ai-Gruppe, die einen ecuadorianischen Gefangenen betreute, die Zustände in den ecuadorianischen Gefängnissen, die Willkür bei der Verhaftung und der Durchführung von Prozessen. Mir gingen immer mehr die Augen auf, was hinter den Kulissen dieses schönen Landes geschah, und nach und nach lernte ich auch in anderen lateinamerikanischen Ländern die Gruppen und Organisationen kennen, die aufstehen gegen Unrecht und Staatsterror. Oft werden sie selber Opfer der Gewalt und Willkür. Immer noch werden in vielen Ländern Bauernvereinigungen, Gewerkschafter und Menschenrechtsverteidiger/innen Opfer der Militärwillkür und staatlicher Gewalt.
 
Dass sich in einer sehr konservativen lateinamerikanischen Kirche, wie ich sie noch in Ecuador erfahren und mich innerlich immer mehr von ihr distanziert hatte, allmählich ein Wandel vollzog hin zu den Armen und Entrechteten, durfte ich in Ansätzen 1968 in Kolumbien erleben, wo ich Zeugin der feierlichen Eröffnung der Zweiten Lateinamerikanischen Bischofskonferenz (CELAM) in der Kathedrale von Bogotá wurde, fast wider Willen, da ich Mitglied im Bachchor der Stadt war, der die Eröffnungsfeier musikalisch umrahmte. Aber während die lateinamerikanische Kirche zusammen mit Papst Paul VI den Eucharistischen Kongress in Bogotá feierte und diese Bischofskonferenz vorbereitet wurde, die zu einem Wendepunkt für sie werden sollte, hielt ich mich von den Großveranstaltungen fern. Zu sehr war ich geschockt von den Nachrichten, dass im Vorfeld des Papstbesuches die vielen Straßenkinder aus der Stadt weggeschafft wurden, um dem Papst und den anreisenden Bischöfen „ihren Anblick zu ersparen“. Die Begegnung mit den vielen Bauern und der großen Menge der Armen fand mit einem Papst statt, der strahlend weiß einem Hubschrauber entstieg und sicherlich nichts ahnte von den langen staubigen und beschwerlichen Wegen, die die Menschen voll Hoffnung zurückgelegt hatten, um ihn zu treffen.

Mitarbeit bei ai und pax christi Deutschland

Ende der Siebziger Jahre, nach Deutschland zurückgekehrt, wurde ich Mitglied von amnesty international und stürzte mich vor allem in die Asylarbeit in Düsseldorf.

Mein erster Betreuungsfall war eine Salvadorianerin, die nach der Ermordung von Erzbischof Romero, mit dem sie zusammengearbeitet hatte, mit ihren drei Töchtern aus San Salvador fliehen musste. Ich befasste mich intensiver mit der Lage der Menschen in El Salvador.

Durch meine Mitarbeit in der Initiative Kirche von unten lernte ich auch die katholische Friedensbewegung pax christi kennen. Mit Freunden gründeten wir die erste pax christi-Gruppe in Düsseldorf. Auf einer pax christi-Tagung begegnete ich Andreas Schillo, der mich für die Mitarbeit in dem von ihm ins Leben gerufenen Solidaritätsfonds Lateinamerika warb. Damit begann eine intensive Zusammenarbeit mit Gruppen und Organisationen in Zentral- und Lateinamerika, vor allem die Partnerschaft mit Fedefam, der lateinamerikanischen Föderation der Familien von gewaltsam Verschwundenen. Dieses unsägliche Staatsverbrechen des gewaltsamen Verschwindenlassens von Gewerkschaftern, Menschenrechtsverteidigern und Regime-Kritikern war in den siebziger Jahren in allen Ländern Lateinamerikas an der Tagesordnung und ist es bis heute noch vor allem in Mexico und Kolumbien.

Ich empfing und begleitete Delegationen, die aus El Salvador und Kolumbien kamen und über die äußerst schwierige Menschenrechtslage in ihren Ländern berichteten.

Es folgte die Teilnahme an den Fedefam-Kongressen in El Salvador, Brasilien, Mexico, Argentinien und Guatemala, eine intensive Zeit des Austausches vor Ort mit den Menschen dort. Die Folge war eine stärkere politische Arbeit hier, Besuche bei Behörden, Auswärtigem Amt und Parteien, Besuche bei der UNO in Genf beim jährlichen Treffen des Menschenrechtsrates und als Mitarbeiterin in der Missionszentrale der Franziskaner in Bonn und im Forum Menschenrechte in Berlin.
 
Die Zusammenarbeit mit Fedefam erweiterte sich allmählich über Lateinamerika hinaus. AFAD, die asiatische Föderation der Familien von Verschwundenen war in den Philippinen entstanden, und ich begegnete den Vertreterinnen von AFAD in Mexico, in Genf und auch eingeladen bei mir zu Hause.
2006 fand ein Kongress der asiatischen Vertreter/innen von AFAD aus Sri Lanka, Indonesien, Pakistan, Indien und den Philippinen in Kathmandu/Nepal statt, an dem ich teilnehmen konnte und dort die Präsidentin von Fedefam vertrat, da diese in El Salvador kein Visum für Nepal erhalten hatte.
  

Kolumbien 2000-2002 – Friedensarbeiterin für pax christi/Misereor

Inzwischen hatte ich auch einen zweijährigen Friedensdienst in Barrancabermeja/Kolumbien geleistet, der eine wichtige Zäsur in meinem Leben war, da er mich hineinführte in das „Innere des Haifischbeckens“, mitten in die Zone der Gewalt, des Todes und des Leidens der Bevölkerung am Río Magdalena. Kurz nach meinem Eintreffen in Barrancabermeja im November 2000 hatten die Paramilitärs die nord- und südöstliche Zone der Erdölstadt besetzt und übten mehr und mehr ihre Terrorherrschaft auf die Bevölkerung auf. Meine Arbeit konzentrierte sich zunächst auf die Begleitung der von Gewalt betroffenen Familien und die Verteidigung ihrer Rechte im Kontakt mit den Menschenrechtsgruppen vor Ort, mit der Frauenorganisation OFP und mit der Kirchengemeinde, in der ich stationiert war. Ich baute in der Gemeinde ein eigenes Menschenrechtsnetz auf und schulte vor allem die Frauen in den Vierteln zu kleinen Selbsthilfegruppen. Mir war wichtig, dass ihre Lebensfreude, ihre Würde und ihr Selbstvertrauen gestärkt wurden und so Zellen des Widerstandes gegen die Gewalt der Paramilitärs entstanden. Da ich bei den täglichen Besuchen in den Vierteln auch viele Kinder mit zum Teil schweren körperlichen und geistigen Behinderungen vorfand, gelang es mir, ein eigenes Zentrum für sie zu schaffen, in dem sie Hilfe und Zuwendung erfuhren. Ich begann Mütter und Helferinnen zu schulen und mit der Zeit auch Hilfe bei der Kommune, von Ärzten und aus dem Ausland für diese Kinder und Jugendlichen zu organisieren. Mein Tagebuch aus dieser Zeit umfasst 123 Seiten.
 
Hiermit möchte ich meinen Lateinamerika-Lebensbericht abschließen. Ich danke all den Menschen, denen ich auf diesem langen Weg begegnet bin. Ich habe so viel Gutes, soviel Liebe empfangen, soviel gelernt, aber auch mit den vielen Opfern getrauert und gelitten und danke auch den Geschwistern von pax christi, die mich begleitet und getragen haben durch all die Höhen und Tiefen hindurch, die der Weg einschloss. Ich werde vielleicht nie ermessen können, was ich durch die vielen Aufbrüche in meinem Leben zu bestimmten Zeiten meinen Kindern zugemutet habe. Sie kann ich nur von Herzen um Vergebung bitten.
 
Düsseldorf, April 2016