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„Lesbos wird für Geflüchtete zum Gefängnis“

02. Okt 2019

pax christi Bundesvorsitzende fordert die Räumung des Flüchtlingscamps Moria auf der griechischen Insel Lesbos

„Die Menschen müssen seit dem EU-Türkei Deal 2016 so lange auf den griechischen Inseln bleiben, bis ihr Asylantrag bearbeitet wurde. Die Inseln werden somit für Menschen, die auf der Suche nach Schutz in die EU kommen, zu einem Gefängnis“, beschreibt Stefanie Wahl die Lage auf der Insel Lesbos und erläutert: „Die Zustände im Lager sind für mich unbegreiflich. Die Infrastruktur ist in keinster Weise für die große Anzahl an Menschen ausgelegt. Es gibt nicht genügend Toiletten und Duschen, kein warmes Wasser und nicht ausreichend medizinisches Personal. Warum nichts getan wird, um die Situation zu verbessern, ist nur mit fehlendem politischen Willen zu erklären. Vermutlich handelt es sich um ein Instrument der Abschreckungspolitik Griechenlands und der EU, mit der man Menschen daran hindern will, Schutz in der EU zu suchen. Es muss für Griechenland und die EU möglich sein, menschenwürdige Aufnahmebedingungen für die Menschen bereit zu stellen. Angesichts des bevorstehenden Winters und der weiter wachsenden Zahl von Geflüchteten auf Lesbos fordern die Hilfsorganisationen, das Camp Moria zu räumen und die Menschen auf das griechische Festland zu bringen. Dieser Forderung schließe ich mich mit allem Nachdruck an!“

Im September reiste die pax christi Bundesvorsitzende Stefanie Wahl mit einigen Akteur*innen der Friedensbewegung unter Leitung des Mennonitischen Friedenskomitee auf die Insel Lesbos, besuchte dort das Flüchtlingslager Moria und traf verschiedene NGOs und Hilfsorganisationen. 

Die Lage an der EU Außengrenze in der Ost-Ägäis spitzt sich derzeit weiter zu. Im größten Flüchtlingslager der Region Moria müssen derzeit 13.000 Menschen ausharren. Damit sind die Kapazitäten des Camps um das Vierfache überschritten. Die Zustände sind katastrophal. Am Sonntag brach ein Feuer aus, das mindestens zwei Menschen tötete. 

 „Papst Franziskus hat uns am Welttag der Migranten und Flüchtenden daran erinnert, dass es nicht nur um Migranten geht, sondern um unsere Menschlichkeit. Im Menschen der Schutz sucht gilt es, einen Bruder und eine Schwester zu sehen, die aufgenommen, geachtet und geliebt werden müssen. Das ist nicht naiv, sondern das ist christliche Nächstenliebe, die sich einer Globalisierung der Gleichgültigkeit entgegenstellt“, so die pax christi-Bundesvorsitzende Stefanie Wahl.

Ein Zeichen der Humanität und Solidarität setzen die vielen Hilfsorganisationen und NGOs, die sich seit 2015 auf der Insel engagieren.  Sie versuchen den Menschen in ihrer Not zu helfen und bieten Orte an, an denen sie außerhalb des Lagers Schutz und Sicherheit finden können. Unter anderem traf Stefanie Wahl Vertreter*innen der Organisationen European Lawyers in Lesvos (ELIL), die 2019 mit dem Friedenspreis von Pax Christi International ausgezeichnet wurde. Die Anwaltsorganisation bietet kostenlose Rechtsberatung an und begleitet die Menschen bei den Asylverfahren. Phil Worthington, Geschäftsführer ELIL, kritisiert die Abschottungspolitik der EU und den Umgang mit den Geflüchteten auf Lesbos: „Ihnen werden oft grundlegende Rechte vorenthalten“. Vor allem die lange Dauer der Asylverfahren und das Vorgehen der Akteure der europäischen Grenzsicherung sieht Worthington als problematisch an. Stefanie Wahl sicherte der Organisation Unterstützung zu und dankte für das großartige Engagement.  

Der jüngste Vorschlag der deutschen Bundesregierung Asylsuchende auf Basis des EU-Türkei Deals schneller zurückzuführen und damit die Zahl der Geflüchteten auf den griechischen Inseln zu reduzieren, gefährdet das Recht auf ein faires Asylverfahren: „Das Recht auf ein faires Asylverfahren darf nicht dem politischen Handlungsdruck zum Opfer fallen. Stattdessen sollte die EU und auch die deutsche Bundesregierung Verantwortung für die Situation an den EU Außengrenzen übernehmen und menschenwürdige Aufnahmebedingungen und die Voraussetzung für faire Asylverfahren schaffen“, kommentiert die Bundesvorsitzende den Vorschlag der Bundesregierung.