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Impuls zum 30. November 2025

Zum 1. Sonntag im Advent

Von Maria Buchwitz, Mitglied im pax christi-Bundesvorstand, Münster

Wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn

Jesaja 2, 1-5
Das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, in einer Vision über Juda und Jerusalem gehört hat. 
Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn/ steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel./ Zu ihm strömen alle Völker. Viele Nationen machen sich auf den Weg: sie sagen: /Kommt, wir ziehen hin – auf zum Berg des Herrn/ und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, / auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, / aus Jerusalem sein Wort. Er spricht Recht im Streit der Völker, / er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern / und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, / und übt nicht mehr für den Krieg. Ihr vom Haus Jakob, kommt, / wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn.

Brief des Apostels Paulus an die Römer, Kap. 13, 11-14a
Evangelium nach Matthäus, Kap.24, 37-44

Gedanken zum Text des Propheten Jesaja
Wie aktuell die Worte des Propheten Jesaja sind, obwohl sie vor ca. 2700 Jahren geschrieben wurden! Die endzeitliche Lesung des heutigen Sonntags passt gut in unsere Zeit, die offensichtlich ebenso endzeitliche Züge trägt. Da ist die nahezu ungebremst voranschreitende Klimakatastrophe. Die weltweite Aufrüstung mit immer raffinierteren Waffensystemen hat unvorhersehbare Folgen bis hin zum Atomkrieg. Und wie zur Zeit des Propheten kämpfen Großmächte um Macht und Einfluss; kleinere Länder werden zerrieben. Auch unsere Gesellschaften sind im Begriff, erneut mehr und mehr Schwerter statt Pflugscharen zu schmieden. Das heißt, wir rüsten auf, wir üben für den Krieg, damit unsere Soldaten, demnächst wohl auch unsere Soldatinnen, „auf einem Schlachtfeld des 21. Jahrhunderts bestehen können“. Mit diesen Worten beschrieb der Potsdamer Militärhistoriker Sönke Neitzel kürzlich in einer Talkshow die aktuelle Lage.

Der Prophet Jesaja entwirft in seine Zeit hinein eine große Vision, wie es anders sein kann: Die Nationen, die nur ihre eigene Macht im Blick haben, werden zurechtgewiesen; es gibt eine Rechtsprechung, die nicht den Interessen der Mächtigen dient, sondern eine Rechtsprechung, die dem ganzen Volk, besonders den Armen, den Ausgegrenzten und Benachteiligten, Recht verschafft. Die Völker werden nicht mehr gegeneinander in den Krieg ziehen, Schwerter werden zu Pflugscharen umgeschmiedet, sodass die begrenzten Ressourcen unserer Erde für ein gutes Leben für alle Menschen eingesetzt werden können und nicht für Werkzeuge der gegenseitigen Vernichtung. Ist das nicht eine höchst aktuelle Vision, gerade für uns als Friedensbewegung?

Nun wird uns entgegengehalten, das sei eben eine Vision, eine schöne Wunschvorstellung, die leider mit der realen Welt, an der wir uns orientieren müssen, nichts zu tun habe. Man müsse realpolitisch handeln. Doch worin besteht die geforderte Realpolitik? Gegenwärtig setzt unsere Gesellschaft wieder auf das Hochziehen von Mauern, das Schaffen von Feindbildern, auf Aufrüstung und Abschreckung. Weltweit geben wir unvorstellbare Summen für alle Arten von Waffensystemen aus, die wir in zahlreiche Länder liefern, während die Zahl der Armen und der Menschen, die fliehen müssen, steigt, auch weil sie in ihren Ländern aufgrund zunehmender Dürreperioden und Überflutungen keine Lebensgrundlagen mehr haben. Statt „Pflugscharen“, die gegen den Hunger eingesetzt werden könnten, werden noch subtiler tötende „Schwerter“ geschmiedet. Investitionen in die für unser aller Leben so wichtigen Klimaziele bleiben nahezu außen vor.

Können wir wirklich auf solch eine „Realpolitik“ setzen? Oder ist es nicht unsere Verantwortung, wie es die Propheten zu jeder Zeit getan haben, Klartext zu reden, auch wenn viele es nicht hören und wahrhaben wollen?
Nicht zufällig stehen die wegweisenden Worte des Propheten Jesaja am Beginn der Adventszeit, der Zeit des Wartens auf das Kommen, auf die Menschwerdung unseres Erlösers im Stall. Gott wurde Mensch, damit auch wir endlich Mensch werden und menschlicher, liebevoll, verantwortungsvoll und friedlich miteinander umgehen. In der lateinischen Bibelübersetzung ist adventus der Ausdruck für die Menschwerdung Gottes, aber auch für seine Wiederkunft am Ende der Tage. Jesaja weist in seinem 9. Kapitel, Vers 5 direkt auf die Geburt des Messias hin und nennt ihn mehrfach Fürst des Friedens. Ich denke, gerade heute ist die Vision des Jesaja umso wichtiger, um einen anderen Weg aus den alten Denkmustern aufzuzeigen, den Weg des miteinander Lebens aller Menschen als gemeinsame Kinder des einen Vaters. Gerade wir Christinnen und Christen müssten, denke ich, zusammen mit allen Menschen guten Willens – und es werden mehr – ihre Stimme erheben und als Friedensstifter vorangehen. Der christliche Auftrag an uns, zu Friedensstiftern zu werden, durchzieht die Evangelien und das Leben Jesu von den Seligpreisungen bis hin zum Gebot der Feindesliebe. Das ist unser klarer Kompass, ja, auch unsere Vision als Christinnen und Christen – Mitwirkende am Kommen des Reiches Gottes, am Reich des Friedens und der Gerechtigkeit zu sein.

Machen wir uns gemeinsam auf den Weg des Advent! Helfen wir mit, das Kommen des Reiches Gottes schon jetzt sichtbar werden zu lassen!

Gebet
Guter Gott,
Du hast uns die Erde und ihre wunderbaren Schätze anvertraut, dass wir sie schützen und pflegen, dass wir auf ihr gemeinschaftlich als Deine Kinder, als eine Menschheitsfamilie, leben. 
Gib uns jeden Tag neue Kraft, am Kommen Deines Reiches der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit mitzuarbeiten. Bewahre uns vor jeglichem Hochmut, vor Besserwisserei und vor Lieblosigkeit. 
Führe uns immer auf Deinem Weg!
Amen

Sehnsucht 
Ich sehe ein Land mit neuen Bäumen
Ich sehe ein Haus aus grünem Strauch
Und einen Fluss mit flinken Fischen
Und einen Himmel aus Hortensien sehe ich auch.//
Ich sehe ein Licht von Unschuld weiß
Und einen Berg, der unberührt
Im Tal des Friedens geht ein junger Schäfer
Der alle Tiere in die Freiheit führt.//
Ich hör ein Herz, das tapfer schlägt
In einem Menschen, den es noch nicht gibt
Doch dessen Ankunft mich schon jetzt bewegt
Weil er erscheint und seine Feinde liebt.//
Das ist die Zeit, die ich nicht mehr erlebe
Das ist die Welt, die nicht von unserer Welt
Sie ist aus feinst gesponnenem Gewebe
und Freunde, seht und glaubt: Sie hält.//
Das ist das Land nach dem ich mich so sehne
Das mir durch Kopf und Körper schwimmt
Mein Sterbenswort und meine Lebenskantilene,
Dass jeder jeden in die Arme nimmt.

Hanns Dieter Hüsch