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Impuls zum 30. Mai 2021

Zum Dreifaltigkeitssonntag

Von Veronika Hüning, (Höhbeck im Wendland), pax christi-Diözesanverband Hildesheim

Getauft auf den Namen des dreieinigen Gottes
Mit diesem Impuls möchte ich euch einladen, mit mir durch die Texte dieses Sonntags zu gehen und Gott zu loben: Gott Vater, Jesus Christus – den Sohn Gottes – und den Heiligen Geist, auf den wir hoffen, wenn wir unsere Kirche erneuern wollen.

Lesung I: Dtn 4, 32-40
Jahwe ist der Gott im Himmel droben und auf der Erde unten, keiner sonst

So heißt es im Buch Deuteronomium. Aus dieser Offenbarung wird alles Weitere abgeleitet: die Verpflichtung auf Gottes Gebote und die Verheißung eines guten Lebens.

Unserem Gott gebührt alles Lob. Denn er ist mächtig und gütig zugleich. Seine Macht stellt die Machthaber von heute in den Schatten, auch wenn das noch nicht offensichtlich ist. Seine Güte erhebt die Machtlosen aus dem Staub und befreit die an Leib und Seele Gefesselten.

In Gottes Namen bitten wir auch um die Entmachtung derer, die noch heute Grenzen ziehen: zwischen Klerikern und Laien, Männern und Frauen, Amtsträgern und dem sogenannten einfachen Volk. Keiner fürchte mehr jemanden – nur alle gemeinsam Gott, den Herrn! 

Lasst uns beten: aus Psalm 33
Was der Herr sagt, das meint er auch so; auf das, was er tut, kann man sich verlassen.
Er liebt Recht und Gerechtigkeit; die ganze Erde ist erfüllt von seiner Güte.
Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel geschaffen, Sonne, Mond und Sterne durch den Hauch seines Mundes.
Denn er sprach und es geschah; er befahl und schon stand es da.
Siehe, das Auge des Herrn ruht auf denen, die ihn fürchten und auf seine Gnade vertrauen: dass er ihre Seele dem Tod entreiße und, wenn sie hungern, sie am Leben erhalte.
Unsere Seele hofft auf den Herrn; er ist unsere Hilfe und unser Schutz. Lass uns
deine Liebe erfahren, Herr; wir hoffen doch auf dich!

Lesung II: Röm 8, 14-17
Ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht,
so dass ihr euch immer noch fürchten müsstet

Ein Wort der Ermutigung in schweren Zeiten! An vielen Kirchenmauern hier im Wendland hängt dieses Wort der Stärkung seit der Corona-Pandemie. Ein Zuspruch gegen Angst, eine Bekräftigung für den Glauben, Gottes Kinder zu sein und eine Zukunft in Gottes ewigem Reich zu haben.
 
Evangelium: Mt 28, 16-20
Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt. 
Einige aber hatten Zweifel.

Gebet
Dreieiniger Gott! Wir bekennen uns zu dir und doch packen uns manchmal Zweifel. Wo wirkst du in der Welt? Wo können wir dich erfahren? Stärke du unsere Hoffnung, die im Tun des nächsten Schritts geschieht – hin zu Frieden und Gerechtigkeit! Amen.

Lied
GL 464: Gott liebt diese Welt (gesprochen oder gesungen)

Mir ist alle Macht gegeben
Fürbitte
Gott der Gerechtigkeit!
Wenn dir alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist: Warum herrscht dann noch immer so viel Ungerechtigkeit, so viel Gewalt? Wir bitten dich:

  • Hilf uns zu erkennen, was wir hier und heute selbst tun können im Einsatz für Frieden und Menschenwürde!
  • Wirke ein auf das Gewissen der Menschen, die Unrecht tun und die brutale Durchsetzung ihrer Interessen betreiben!
  • Zeige den Machthabern unserer Welt Wege zu Interessensausgleich und Versöhnung!
  • Erfülle alle Menschen mit Vertrauen, Lebensfreude und Gestaltungswillen!
  • Tröste alle, die nicht weiterwissen, die in Angst und Niedergeschlagenheit gefangen sind!
 
Lied
GL 354: Gott ist dreifaltig einer

Reflexion zu Mt 28, 19 
Tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes
Auf diesen Namen sind wir Christ*innen alle getauft, auf den Namen eines „dreifaltigen“ Gottes. Mit dem Bekenntnis zu diesem dreifaltigen Gott machen wir jedes Kreuzzeichen. Wir haben uns daran gewöhnt – an eine Theologie aus dem vierten Jahrhundert nach Christus. Wir haben uns an Begriffe gewöhnt aus einer Zeit, in der „Wesen“ und „Person“ wohl etwas anderes bedeuteten, als wir heute damit verbinden. Viele haben sich aber auch nicht daran gewöhnt, sondern stoßen sich an der komplizierten Vorstellung von dem einen Gott in drei Personen. Andere mühen sich in der Auseinandersetzung mit Andersgläubigen, die meinen, wir glaubten an drei Götter. Nein, wir sprechen von „jeweiligen Besonderheiten“ von Vater, Sohn und Geist, aber vereint in dem einen Gott. Eine gedankliche Herausforderung!

Heute ist der sogenannte Dreifaltigkeitssonntag. Ich möchte dazu einladen, sich auf die Frage einzulassen, wie wir die christliche Lehre vom „dreifaltigen“ Gott verstehen können. Ohne der Frage einfach auszuweichen, indem wir sagen, wir könnten das Mysterium eben nicht begreifen.

Ich denke in Bildern. Denn anders können wir Menschen gar nicht von Gott sprechen, der immer größer ist als unsere klügste Erkenntnis.

Ein Bild ist der Flyer, der manchmal scherzhaft als „Dreifaltigkeit“ bezeichnet wird. Er besteht aus drei Außen- und drei Innenseiten. Zusammengefaltet sehen wir nur eine Seite, auseinandergefaltet drei Seiten nebeneinander. Wenn wir von Gott sprechen, können wir uns auf eine „Seite“ konzentrieren: Vater, Sohn, Heiliger Geist. Wir können uns auf den Schöpfer beziehen oder auf den Menschen zwischen Krippe und Kreuz oder auf den Tröster der jungen Gemeinde in Jerusalem. Wir können auch alle drei Seiten in den Blick nehmen und die Verbindung bekräftigen, vielleicht mit Jesus als Mitte: Er bezeugte seinen Vater, den Gott Israels, und in ihm wirkte die göttliche Geistkraft, durch die er Wunder vollbrachte und lebendig blieb.

Manchen hilft es, sich die drei „Personen“ Gottes als Rollen in einem Theaterstück vorzustellen. Das Theaterstück ist die Heilsgeschichte der Menschheit. Der Vater tritt auf und ruft mit seinem Wort die Welt ins Leben. Er befreit sein auserwähltes Volk aus der Sklaverei in Ägypten. Er vollendet die Welt am Ende der Zeiten in seinem Reich der Gerechtigkeit und des Friedens. Der Sohn tritt auf, als Mensch in Israel, er heilt Kranke und befreit Besessene. Er verzichtet auf Gewalt, auch als es ihm ans Leben geht. Er verschenkt sich selbst aus unüberbietbarer Liebe. Der Heilige Geist tritt auf und belebt die verängstigte Jüngerschaft neu. Er ruft eine Gemeinschaft ins Leben, die sich zu Jesus Christus bekennt. Er wirkt durch alle Zeiten, seit der Schöpfung, verdichtet im Pfingstereignis und bis heute. Und alle drei Rollen werden von ein und demselben „Darsteller“ gespielt!

Ich habe mir die Dreifaltigkeit öfter wie „Aggregatzustände“ des einen Gottes vorgestellt, der fest, flüssig und gasförmig sein kann. Fest wie der Urgrund unserer Welt und unseres Lebens – Gott Vater. Flüssig wie die Liebe in all ihrer Beweglichkeit und Fruchtbarkeit – der Sohn Gottes. Gasförmig wie der göttliche Geist, unfassbar, allgegenwärtig.

Ja, all das sind Bilder, Annäherungen, vielleicht Krücken.
Am wichtigsten sind für mich die Verbindungen zwischen Vater, Sohn und Geist.

Der Vater sandte seinen Sohn in die Welt. Der Sohn verkündete seinen Vatergott und dessen Willen. Die Liebe zwischen Vater und Sohn ist das Band, das viele Theologen als den „heiligen Geist“ verstehen.
Wenn das so ist, können wir teilhaben an diesem Liebesband: indem wir an Gott glauben, indem wir Jesus Christus nachfolgen, indem wir der göttlichen Geistkraft in uns Raum geben.

Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt
Dieses Wort Jesu möge uns durch die nächste Woche und das ganze verbleibende Jahr begleiten. Für viele ist es diese Zusage Gottes, die ihr Vertrauen begründet und ihren Glauben bestärkt.

Segen
Gott des Lebens! Wir bitten dich, uns zu behüten und zu bewahren und mit uns auf unserem Lebensweg zu sein. Wenn wir durch eine Wüstenzeit gehen müssen, so sei du unsere Wasserquelle und unser Mannabrot. Schenke uns Licht, wenn die Zeiten dunkel sind. Wenn Böses uns ergreifen will, dann gib uns die Kraft zur Liebe und zum Frieden.
Denn du bist der eine Gott, der uns nie verlässt und uns Zukunft verheißt: Vater, Sohn und Heilige Geistkraft. Amen.

Lied
GL 453: Bewahre uns, Gott