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Impulse 29: Friedenskultur und Versöhnungsarbeit im Kongo

ZFD im Krisengebiet Zentralafrikas: wo und wie ist Basisarbeit sichtbar?

„Friedenskultur“ im Kongo? Von außen gesehen, von Deutschland aus insbesondere, scheint es da gar nichts zu geben. Man weiß dunkel vom Krieg im Osten, Vergewaltigungen und Stammesfehden, eth¬nische Konflikte, Grausamkeiten aller Art, Flüchtlinge, Stadtbesetzungen und Vertreibungen (etwa in Goma), Elend und Not. Eine gewisse Ahnung, dass die Rohstoffökonomie den Konflikt befeuert. Doch es gibt sie, die Pflänzchen der Friedenskultur. Es gibt die Arbeiter im Weinberg Gottes für Gerechtig¬keit und Frieden, in der katholischen Kirche besonders in den  Kommissionen „Gerechtigkeit und Frieden“ (Justice et Paix), die es im Kongo wie in vielen afrikanischen Kirchen auf allen Ebenen gibt – bei der Bischofskonferenz, in den Diözesen bis hinunter zu den Pfarreien.

Und ich erlebe sie monatlich in den Jahren 2012 und 2013, wenn ich mit meiner Frau Seminare zur evangelischen Gewaltfreiheit abhalte. Dabei erfahre ich viel über ihre vielfältige Vermittlungs- und Mediatorenarbeit. Und meine Partner erfahren so manches Neue über den „Faden der Gewalt-freiheit“ in der Bibel – eine Kompetenz, die ich mir über die Jahrzehnte bei meinen Tätigkeiten in Deutschland aufgebaut habe. Ich erlebe die Partner in den Kontakten mit vielen Nichtregierungsorga¬nisationen, die für Menschenrechte, Demokratie und den Rechtsstaat arbeiten, in einem Land, in dem man nicht allzu leicht zu seinem Recht kommt – es sei denn man hat Beziehungen oder Beschützer politischer Art.  In diesen Begegnungen in allen Teilen dieses Riesenlandes klärt sich, wie sich Theorie und Praxis, Glauben und Handeln gegenseitig ergänzen und stärken können. Und je weiter wir aufs Land kommen, desto dankbarer waren die Kolleg/innen für den Austausch, die Impulse und die Praxis¬hilfen. Es bräuchte eine ganz neue Form dieser Unterstützungsarbeit in Partnerschaft Nord-Süd oder Süd-Süd (etwa Südamerika und Afrika), um den Weg aus einer um sich greifenden Unkultur der Gewalt in Alltag, Gesellschaft und Staat in eine Kultur der Begegnung, Verständigung und der Suche nach Gerechtigkeit und Frieden umzulenken. Viele - ja fast alle dürsten danach. Vielleicht sogar wirklich alle – tief im Herzen, doch manchmal ganz nah an Abgründen.

In diesem Heft sollen einige Grundlagen der Friedensarbeit – und ihre schrecklichen Voraussetzungen – dargestellt werden. Dazu gehört ein aktueller Überblick zur Lage in der DR Kongo anhand des jüngsten Reiseberichts der Koordinatorin im Ökumenischen Netz Zentralafrika, Ilona Auer-Frege, zwei Hintergrundberichte zu Versöhnung in Afrika und Europa sowie zur politischen Advocacy in Deutschland und zur Solidaritätsarbeit in Deutschland und bei pax christi (Heinz Werner Wessler), ein aktueller Meinungsartikel von Heinz Rothenpieler und ein Artikel zu Rohstoffen und Konflikt von Jean Dschamba. – Sodann berichte ich selbst in geraffter Form über meine Zeit im Zivilen Friedensdienst, den ich als Berater der Bischöflichen Kommission „Justice et Paix“ ableiste. In diesem Rahmen habe ich auch viele Dokumente der katholischen Bischöfe übersetzt, aus denen ich hier einen Auszug auswähle, um deutlich zu machen, dass die Kirche mutig Stellung bezieht und wie sie das tut. Sie ist in meinen Augen die größte, stärkste und glaubwürdigste Oppositionskraft im Lande, neben vielen NGOs. Teil dieses Heftes ist außerdem ein Auszug aus meinen Tagebuchnotizen, die einen Einblick in mein Leben in Kinshasa und meine Erfahrungs- und Lernprozesse vor Ort vermitteln.

Ich wünsche Ihnen/Euch eine anregende und die Leidenschaft ansteckende Lektüre.
Reinhard J. Voss, Kinshasa 

Lesen Sie das gesamte Heft hier.
 

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