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Impuls zum 10. Mai 2020

Zum 5. Sonntag in der Osterzeit

Von Reinhard Herbolte, Geistlicher Beirat pax christi Berlin

Lied 
Gotteslob 472, Strophe 3 und 4

Manchmal feiern wir mitten im Streit ein Fest der Auferstehung.
Waffen werden umgeschmiedet und ein Friede ist da.
Manchmal feiern wir mitten im Tun ein Fest der Auferstehung.
Sperren werden übersprungen und ein Geist ist da.

Gedanken zur Situation
Schon viele Wochen verbringen wir mit Abstand, Händewaschen und Desinfizieren und Gesichtsmasken. Auch die jetzt einsetzenden Erleichterungen lösen die Gefühle von Ausgrenzung und Einsamkeit nicht auf. Viele andere große Probleme kommen nicht mehr vor: Klimawandel, die Flüchtlinge an Europas Grenzen, Kriege und Hunger in manchen Ländern. Statt Gesundheit und notleidende Menschen besonders in anderen
Erdteilen zu unterstützen, wird immer noch viel Geld für Waffenproduktion investiert. Nur wenige, wie Papst Franziskus in seiner Osterbotschaft, nennen diese Themen deutlich beim Namen. Auch der 8. Mai, der Gedenktag zum Ende des Zweiten Weltkrieges, erhält nur wenig Aufmerksamkeit. pax christi begrüßt, dass
die deutschen Bischöfe aus diesem Anlass endlich ein offenes Wort zum Verhalten ihrer Vorgänger im Dritten Reich abgegeben haben. Unser früherer Geistlicher Beirat Heinz Missalla hatte sich dafür jahrzehntelang eingesetzt. Erfreulich ist auch, dass unter Politiker*innen eine neue Diskussion über die nukleare Teilhabe entstanden ist. Es gibt noch jede Menge Sperren, die überwunden und Waffen, die umgeschmiedet werden müssen. Deshalb geht unser Auftrag, uns für eine friedvolle und gerechte Welt
einzusetzen, weiter.

Gebet
Jesus Christus, die Corona-Zeit verändert unser Leben, führt uns aus Gewohntem heraus, lässt uns vieles hinterfragen aber auch zur Ruhe kommen. Herr erbarme dich.

Jesus Christus, auch in dieser Zeit bist du uns Eckstein, Wegweiser und Angelpunkt, an dem wir uns orientieren können. Christus erbarme dich.

Jesus Christus, du hast uns durch deine Taufe zu Zeugen deines neuen Lebens berufen und zu Gliedern eines neuen Volkes gemacht. Herr erbarme dich.

Evangelium nach Johannes (Joh 14,1-12 )
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.
Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen? Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer
durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philíppus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus sagte zu ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philíppus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und
dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, dann glaubt aufgrund eben dieser Werke! Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere als diese vollbringen, denn ich gehe zum Vater.

Lesung aus dem 1. Petrusbrief (4,5 und 9)
Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist! Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen! Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis
in sein wunderbares Licht gerufen hat.

Auslegung
„Euer Herz lasse sich nicht verwirren, glaubt an Gott und glaubt an mich.“ Jesus hat eine sehr tiefe Beziehung zum Vater. Dieser ist der Angelpunkt, das Fundament und die
Kraftquelle seines Handelns. In diese Beziehung will er die Jünger und Jüngerinnen und damit auch uns einbinden. Schon damals war das nicht einfach nachzuvollziehen, wie die Frage des Philippus zeigt. Die Beziehung zu Gott ist besonders in unserer säkularen Zeit für viele ein großes Problem. Gottesbilder zerbrechen und werden als Projektion empfunden. Trotzdem spüren viele Menschen in sich eine tiefe Sehnsucht. „Gott ist anders“ sagen viele Theologen. Man muss ihn ein ganzes Leben lang suchen, steht in
der Regel des hl. Benedikt. Stille Zeiten, Meditationstage und Exerzitien helfen, die Spuren Gottes im eigenen Leben wahrzunehmen und zu erkennen und neue Kräfte zu entwickeln. Jesus spricht auch von neuen Wohnungen, die er beim Vater bereiten will. Er meint dabei aber nicht nur zukünftige Wohnungen im Himmel. Die heutige Lesung aus dem Petrusbrief spricht davon: Ein Haus aus lebendigen Steinen mit Christus dem Eckstein sollen wir sein, ein auserwähltes Geschlecht, ein Volk, das die großen Taten
verkündet von dem, der aus der Finsternis ins Licht gerufen hat. Das gilt auch für die Finsternisse heute: Corona-Krise, Flüchtlingselend, Machtpolitik, soziale Ungerechtigkeiten … Wir sind als neues Volk gerufen, Licht zu verbreiten. Das ist unsere Aufgabe als pax christi. Jesus sagt auch: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Das heißt, wir sind mit ihm unterwegs, in immer neuen Situationen und Aufbrüchen. Eine große Chance für uns ist jetzt der gemeinsame Synodale Weg, der uns helfen soll, die Wahrheit des Evangeliums und das Leben des Auferstandenen wieder klarer für uns und andere erfahrbar zu machen.

Liedvorschlag
Gotteslob 483, Strophe 1 – 3

Ihr seid das Volk, das der Herr sich ausersehn. Seid eines Sinnes und Geistes.
Ihr seid getauft durch den Geist zu einem Leib. Halleluja
Ihr seid das Licht in der Dunkelheit der Welt, ihr seid das Salz für die Erde.
Denen, die suchen, macht hell den schweren Weg. Halleluja
Gehet nicht auf den Sorgen dieser Welt, suchet zuerst Gottes Herrschaft
und alles andre erhaltet ihr dazu. Halleluja 

Gebet
Gott, unser Vater, Du bist denen nahe, die Dich suchen.
Zu Dir kommen wir mit den Fragen unserer Tage, mit unserem Versagen und unserer Schuld, mit unserer
Sehnsucht und unserer Hoffnung.
Wir danken Dir für Jesus Christus, unseren Bruder, unseren Freund und unseren Herrn.
Er ist mitten unter uns, wo immer wir uns in seinem Namen versammeln.
Er geht mit uns auf unseren Wegen.
Er zeigt sich uns in den Armen, den Unterdrückten, den Opfern von Gewalt, den Verfolgten und an den Rand
Gedrängten.

Wir bitten Dich:
Sende uns den Heiligen Geist, der neues Leben schafft.
Er stehe unserer Kirche in Deutschland bei und lasse sie die Zeichen der Zeit erkennen. Er öffne unser Herz, damit wir auf Dein Wort hören und es gläubig annehmen.
Er treibe uns an, miteinander die Wahrheit zu suchen.
Er stärke unsere Treue zu Dir und erhalte uns in der Einheit mit unserem Papst und der ganzen Kirche.
Er helfe uns, dass wir Deine Gerechtigkeit und Deine Barmherzigkeit erfahrbar machen.
Er gebe uns die Kraft und den Mut, aufzubrechen und Deinen Willen zu tun.
Denn Du allein bist das Licht, das unsere Finsternis erhellt, Du bist das Leben, das Gewalt, Leid und Tod
besiegt. Dich loben wir, jetzt und in Ewigkeit.
Amen.

Gebet für den Synodalen Weg
Vater unser im Himmel ...

Segen
Du Gott des Aufbruchs, segne uns, wenn wir uns aus Gewohnheiten verabschieden und neue Wege gehen, wenn uns deine Stimme lockt und wir aufbrechen. Sei mit uns unterwegs zu uns selbst, zu den Menschen und zu Dir. So segne uns mit deiner Güte und zeige uns dein freundliches Angesicht. Leuchte uns mit dem Licht deines
Friedens auf all unseren Wegen. 

Amen