Impuls zum 19. und 22. Juni
Von Diakon HoPe Rauguth, Mitglied im Geschäftsführenden Bundesvorstand
Fronleichnam
Der Fronleichnamstag fällt immer auf den zweiten Donnerstag nach Pfingsten, in diesem Jahr ist das der 19. Juni. Damit ergibt sich zugleich eine Reihe von Erinnerungsfesten mit Bezug zum Osterfest, denn in jedem Jahr wird Himmelfahrt 40, Pfingsten 50 und Fronleichnam 60 Tage nach Ostern gefeiert. In Städten und Ländern, in denen Fronleichnam kein gesetzlicher Feiertag ist, finden die Prozessionen oft am folgenden Wochenende statt. Das Fest hätte eigentlich seinen Platz am Gründonnerstag. Am Tag vor dem Karfreitag aber ein freudiges Fest zu feiern, widerstrebt wohl jedem Christen. Zu sehr steht uns bereits das Leiden des Karfreitags vor Augen.
Andererseits schöpfen wir neben der Ausstattung mit dem Hl. Geist aus nichts mehr Kraft für unser Leben als Christen als aus der Eucharistie. Hierfür zu danken in Jubel und Freude, ist der Grundgedanke des Fronleichnamsfestes.
Christus als den gegenwärtigen Herrn in unserer Welt zu bezeugen, ist sodann der Sinn unserer Fronleichnamsprozessionen.
Lied GL 497
https://www.youtube.com/watch?v=RhIhxXuqpRc
Gottheit tief verborgen
Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir.
Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier.
Sieh, mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin,
weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin.
Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir,
doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir.
Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an;
er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.
Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz,
hier ist auch verborgen deine Menschheit ganz.
Beide sieht mein Glaube in dem Brote hier;
wie der Schächer ruf ich, Herr, um Gnad zu dir.
Kann ich nicht wie Thomas schaun die Wunden rot,
bet ich dennoch gläubig: „Du mein Herr und Gott!“
Tief und tiefer werde dieser Glaube mein,
fester lass die Hoffnung, treu die Liebe sein.
Denkmal, das uns mahnet an des Herren Tod!
Du gibst uns das Leben, o lebendig Brot.
Werde gnädig Nahrung meinem Geiste du,
dass er deine Wonnen koste immerzu.
Gleich dem Pelikane starbst du, Jesu mein;
wasch in deinem Blute mich von Sünden rein.
Schon ein kleiner Tropfen sühnet alle Schuld,
bringt der ganzen Erde Gottes Heil und Huld.
Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht,
stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht:
lass die Schleier fallen einst in deinem Licht,
dass ich selig schaue, Herr, dein Angesicht.
Thomas von Aquin
Gebet
Herr Jesus,
du kommst zu uns in einem Stück Brot.
Du kommst in etwas, was zu unserem Alltag gehört.
Wir danken dir,
dass du so an unserem Leben teilnimmst
und uns stärkst mit deiner Kraft
deiner Nähe und deiner Liebe,
der du mit dem Vater und dem Geist
die Welt in deinem Segen hältst. - Amen.
(Norbert Riebartsch 2016)
Taizé Halleluja
Gehet nicht auf in den Sorgen dieser Welt,
suchet zuerst Gottes Herrschaft.
Und alles andere wird euch dazu geschenkt.
Refrain:
Halleluja, halleluja.
Halleluja, halleluja.
Liebet, einander wie euch der Herr geliebt,
er liebte euch bis zum Tode.
Er hat den Tod ein für allemal geliebt:
Halleluja, halleluja.
Refrain:
So wie die Körner, auf Feldern weit verstreut,
zu einem Brote geworden,
so führt der Herr die zusammen, die er liebt.
Halleluja,halleluja.
Refrain
Ihr seid das Licht, dass die dunkle Zeit erhellt,
ihr seid die Hoffnung der Erde.
Kehrt um und glaubt erneut an diese Welt.
Halleluja,halleluja.
Refrain
Copyright: http://www.mamas-truhe.de/lieder/gehet-nicht-auf-in-den-sorgen-dieser-welt.html
Evangelium Lk 22
19 Und Jesus nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach es und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! 20 Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.
Zum Nachdenken
Zu den Aufgaben eines Diakons in der Liturgie gehört die Verkündigung des Evangeliums und einige wenige hinweisende und erklärende Worte, die der Diakon während der Messe spricht bzw. ausruft. Zentral in der Eucharistiefeier steht dabei der Ausruf „Geheimnis des Glaubens“ nach den Wandlungsworten aus dem Einsetzungsbericht, wie wir ihn auch gerade im Evangelium gehört haben. Aber was sagt uns dieser Ruf?
Wir Menschen eines wissenschaftlichen Zeitalters verstehen zunächst unter einem Geheimnis keineswegs etwas, was unser Staunen, unsere Bewunderung oder gar Anbetung hervorruft, vielmehr unsere Neugier. Erzählt uns jemand von einem Geheimnis, so möchten wir wissen, was dahintersteckt. Viele glauben, dass dem menschlichen Verstand grundsätzlich alles zugänglich sei und dem Wissensdrang keinerlei Grenzen gesetzt seien. Wer so denkt, der kann unter einem Geheimnis höchstens das verstehen, was der Mensch bisher noch nicht erforscht hat, aber irgendwann einmal wissen wird.
„Geheimnis des Glaubens" heißt jedoch: Es gibt Dinge, die dem menschlichen Begreifen unzugänglich bleiben. Gerade die Menschen, deren Genie und Fleiß das Wissen der Menschheit vermehrt und gesteigert haben, waren sich ihrer Grenzen bewusst und mussten zugeben, dass sie mehr Fragen aufgeworfen, als Antworten gegeben haben. Es gibt eine Grenze, die der Mensch aus eigener Kraft niemals überschreiten kann. Wo aber liegt diese Grenze und wie heißt sie?
Dazu hilft uns folgende Geschichte aus dem Geschichtenband „Die Geheimnisse“ von Albrecht Schaeffer: Dort erfahren wir von einem Wanderer, der schon die ganze Welt bereist hat und sich dann zur Stadt Gottes aufmacht, weil er gehört hat, dass es auch diese zu finden gibt. Als er dort ankommt, es ist nach einem langen Weg schon Nacht, sieht er hinter hohen Mauern goldene Kuppeln und Dächer und hellen Schein, welcher durch ein Schlüsselloch auch nach außen fällt. Er klopft an, ein Fenster in dem Tor öffnet sich und eine engelsgleiche Gestalt reicht ihm ein Brot, mit den Worten: „Nimm und iss!“ Doch er lehnt ab, er habe keinen Hunger, sondern er begehre Einlass. Da schließt sich das Fenster. Nun es scheint nicht das richtige Tor zu sein und der Wanderer macht sich auf den weiten Weg rund um die Stadtmauern, klopft an anderen Türen, aus denen jedoch kein Schein fällt, aber nirgends findet er Einlass. So ist er wieder an dem Ausgangstor angelangt. Er pocht an. Der Engel reicht das Brot mit den gleichen Worten und er schreit verzweifelt: „Einlass! Einlass ist es, was ich begehre!“ Das Fenster schließt sich wieder. In seiner Verzweiflung und mit Todesmut geht der völlig erschöpfte Wanderer noch einmal rund um die Stadt. Er pocht an, er schreit, er flucht und er betet, doch kein Einlass. Zurück am Tor reicht der Engel, das Brot. Diesmal, er ist am Ende seiner Kräfte und sein Hunger ist begierig, nimmt er das Brot. Und hinsinkend, schon halb im Schlaf sagt er: „Was will der Mensch auch mehr, ein Brot aus Gottes Stadt und schlafen an ihrer Mauer.“ Und als er das Brot bricht, fällt heraus der Schlüssel, der das Tor erschließt.
Da macht sich also ein Mensch, ein Wanderer, der schon ziemlich jedes Ziel erwandert hat, auf, um die Stadt Gottes zu suchen. Er findet sie, kommt ihr sehr nahe und will hinein. Aber er hat eine ganz bestimmte Vorstellung, wie das gehen muss. Anklopfen, um Einlass bitten und eingelassen werden. Aber er kann den Einlass so nicht erwirken, er kann das Übernatürliche so nicht ergreifen. Da ist das Angebot des Brotes, ein Geschenk, aber er kann es nicht annehmen. Zu sehr ist er in seiner eigenen Vorstellung gefangen. So vergibt er zweimal die Chance. Er intensiviert seine Anstrengungen, er bittet, er klagt und er weint, er geht bis an die Grenzen der menschlichen Leistungsfähigkeit. Aber kein Einlass. Erst als er von seiner Vorstellung abrückt, als er es aufgibt, sein Ziel durch eigenes Tun zu erreichen und hungrig das Brot als Geschenk annimmt, wird ihm auch der Zugang zur Stadt Gottes, in Form des Schlüssels, geschenkt.
Erst so kommt er zu tiefer Selbsterkenntnis und Selbstbescheidung: Was will ein Mensch auch mehr? - Erst wenn wir arm und schwach, hilfebedürftig vor Gott sind, still werden im Erwarten können wir das Geheimnis der Gottesgegenwart geschenkt bekommen. Wenn wir diese fundamentale Grenze anerkennen, dann verkleinern wir nicht den Menschen, wir beschränken nicht seine Möglichkeiten. Im Gegenteil: wir öffnen uns für eine höhere Wirklichkeit. Wir vertrauen uns dem unendlichen und heiligen Gott an. Geheimnis des Glaubens! Mit diesem Ruf werden wir aufgefordert, unsere eigene Begrenztheit und Geschöpflichkeit zu erkennen, den unbegreiflichen und geheimnisvollen Gott anzuerkennen und uns seiner in Jesus Christus offenbar gewordenen Liebe anzuvertrauen. Um unsere Demut und Ehrfurcht auch leiblich auszudrücken, knien wir während der heiligen Wandlung. Demut und Ehrfurcht sind Grundhaltungen, mit denen wir nicht nur vor Gott hintreten, sondern auch der Welt und den Mitmenschen begegnen sollen. Wehe uns, wenn wir alles Wissen erwerben, aber dabei Demut und Ehrfurcht verlernen! Wer kein Geheimnis mehr anerkennt, dem ist auch nichts mehr heilig - weder die Welt, noch der Mensch. Nur dem Demütigen öffnet sich der Weg zur höchsten Möglichkeit und tiefsten Bestimmung des Menschen, zur Anbetung und Verehrung Gottes.
Fronleichnam ist ein Fest der Freude über die Gegenwart Gottes in unserer Mitte. Wenn wir Eucharistie feiern unter den Gestalten von Brot und Wein und in einer festlichen Prozession das Brot des Lebens, in dem Christus selbst sich uns schenkt, durch unsere Straßen tragen, dann ist das unser Weg, den Glauben zu erneuern.
Fronleichnam ist der Weg, die Ehrfurcht zu zeigen vor dem unter uns gegenwärtigen Gott. Fronleichnam ist der Weg, die Gemeinschaft zu feiern. Die Gemeinschaft, die auch von Menschen nicht machbar ist. Gott selbst hat uns aus allen Völkern und Sprachen zusammengerufen. Christus lädt uns an seinen Tisch, um das Brot und den Wein zu empfangen, in denen das Leben ist. Welch ein großartiges Ereignis. Bitten wir den Herrn um das Geschenk, dass er uns immer tiefer hinein nimmt in das eucharistische Geheimnis der Gnade, des Glaubens und der Liebe, damit Wirklichkeit wird, was der Diakon am Ende der Messfeier beim Purifizieren betet: „Was wir mit dem Mund empfangen haben, Herr, das lass uns mit reinem Herzen aufnehmen und diese zeitliche Speise werde uns zur Arznei der Unsterblichkeit.“ Und lass uns im Leben bezeugen, was wir in der Mitte der Messfeier als Antwort auf den Ruf „Geheimnis des Glaubens“ bekennen: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“
Lied
https://www.youtube.com/watch?v=5zRKi4VYFVc
Du bist das Brot, das den Hunger stillt, du bist der Wein, der die Krüge füllt. Du bist das Leben, du bist das Leben, du bist das Leben, Gott.
Du bist die Klage in Angst und Not, du bist die Kraft, unser täglich Brot. Du bist das Leben, du bist das Leben, du bist das Leben, Gott.
Du bist der Blick, der uns ganz durchdringt, du bist das Licht, das uns Hoffnung gibt. Du bist das Leben, du bist das Leben, du bist das Leben, Gott.
Fürbitten
Renate Witzani (2022)
Demonstrationen begegnen wir im Straßenbild häufig.
Heute demonstrieren wir katholische Christen über das ganze Land verteilt auf Straßen und Feldern. Wir geben damit Zeugnis von unserem Glauben an die Gegenwart Gottes im Sakrament.
Lasst uns für alle, denen wir dabei begegnen, beten:
Brot und Wein werden in den meisten Kulturen als lebensspendende Gaben geschätzt.
Beten wir für alle, die in den verschiedenen Religionen und Kirchen Richtung für ihr Leben suchen.
Weltweit sind Millionen Menschen von Hunger, Kriegen, Flucht und Umweltkatastrophen bedrängt.
Beten wir für sie und alle jene, die sich ehrenamtlich oder beruflich darum bemühen, ihr Los zu erleichtern.
Schöne Worte reichen nicht. Das Reden muss sich im konkreten Tun verwirklichen.
Beten wir um offene Augen und Herzen für die Nöte derer, die mit uns am Weg sind.
Im Brechen des Brotes in der Liturgie sind wir in Jesu Tod und Auferstehung hineingenommen.
Beten wir um seinen Frieden für uns und alle, denen wir uns verbunden fühlen.
Gerade in der Begegnung mit dem Tod brauchen wir deinen Beistand und das Vertrauen, dass wir in deine Hände fallen dürfen.
Beten wir für unsere Verstorbenen.
Dir, der uns im Übermaß Leben und Hoffnung schenkt, vertrauen wir unsere ausgesprochenen und unausgesprochenen Bitten an.
Dich beten wir an und verehren wir jetzt und immer. - Amen.
Vater unser
Segen
Gott ist gut zu uns
– auch in seinem Segen. - Amen!
Gott ist gut zu uns
– auch in der Eucharistie, die wir empfangen dürfen. - Amen!
Gott ist gut zu uns
– und lässt uns seinen Geist erfahren. - Amen!
Und so segne uns dieser gute Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. - Amen!
Norbert Riebartsch (2016)