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pax christi fordert Untersuchung von Kriegsverbrechen in Sri Lanka

17. Mai 2010

Am 19. Mai 2009 hat der Präsident von Sri Lanka, Mahinda Rajapakse, den seit 1983 dauernden Bürgerkrieg offiziell für beendet erklärt. Ein Jahr danach kann von innerem Frieden und einer Aussöhnung zwischen der singhalesischen Mehrheit und der tamilischen Minderheit leider nicht die Rede sein.

Erst Anfang Mai wurde der Ausnahmezustand um einen weiteren Monat verlängert. Aus der Tatsache, dass Sri Lanka eine multiethnische, multireligiöse und multikulturelle Gemeinschaft ist, wurden noch keine hinreichenden Konsequenzen gezogen.

Die Tamilen sehen sich immer noch als Bürger zweiter Klasse behandelt und von den allseits präsenten Sicherheitskräften gedemütigt. Immer noch sind mehr als 80.000 Binnenflüchtlinge, die durch den Krieg aus ihren Wohngebieten vertrieben wurden, in befestigten Lagern interniert, von den mittlerweile Freigelassenen konnten viele noch nicht in ihre Heimatorte zurückkehren.

Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in diesem Jahr wurden nicht genutzt, um eine demokratisch legitimierte Repräsentanz der Bevölkerung in den ehemals umkämpften Provinzen im Norden und Nordosten zu schaffen und damit den zivilen Wiederaufbau zu fördern; vielmehr dienten sie vor allem zur Zementierung der Macht des Präsidenten und seiner Familie. Eine offene Wunde ist für die Tamilen, die in den vergangenen drei Jahrzehnten fast alle Angehörige verloren haben, das ungeklärte Schicksal Tausender von Menschen in den letzten Wochen des Krieges.

Nach Schätzungen kamen allein in dieser Zeit zwischen 7.000 und 40.000 Zivilisten zu Tode. Augenzeugen berichten von einem undifferenzierten Vorgehen der Armee gegen alle Menschen in dem umkämpften Gebiet, bis zu regelrechten Massakern. Die Regierung hat bisher alle Forderungen nach Untersuchung der Kriegsverbrechen zurückgewiesen. Auch in Sri Lanka kann es aber keine Versöhnung geben ohne das Aussprechen der Wahrheit über das, was in den vorangegangenen Konflikten geschehen ist.

pax christi fordert von der Regierung Sri Lankas:
  • die Freilassung aller noch in Lagern festgehaltenen Binnenflüchtlinge und Kriegsgefangenen, die Ermöglichung der Rückkehr aller während des Bürgerkriegs Vertriebenen in ihre Heimatorte und wirksame Unterstützung bei der Wiederansiedlung und beim Wiederaufbau;
  • den Abbau der Militärpräsenz und den Aufbau ziviler Strukturen im ehemaligen Kriegsgebiet;
  • die Zulassung von (internationalen) Nichtregierungsorganisationen zur Entwicklung der Region;
  • die Unterstützung einer unabhängigen, internationalen Untersuchung aller Kriegsverbrechen.