Sri Lanka: Tsunami Opfer jetzt durch Krieg bedroht - Ein Herz für Kinder Internat wurde bombardiert
09. Okt 2008
Nach den spärlichen Informationen aus Kirchenkreisen in Sri Lanka ist die Mehrzahl von ihnen ohne Schutz und ohne Zugang zu Wasser und sanitären Anlage im Dschungel in einer prekären Situation. Den permanenten Bombardierungen und Artilleriebeschüssen sind sie hilflos ausgeliefert. Die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und anderen Hilfsgütern ist noch schwieriger geworden, nachdem die Regierung im September alle UN-Organisationen sowie internationalen Nichtregierungsorganisationen ausgewiesen hat. Nur die Caritas der katholischen Kirche kann in begrenztem Umfang Hilfe leisten.Eine weitere dramatische Zuspitzung der Lage droht durch die jetzt einsetzende Regenzeit. In den Flüchtlingslagern sind Krankheiten und Seuchen zu erwarten, für die jede medizinische Versorgung fehlt. Viele der Flüchtlinge seien bereits jetzt völlig apathisch und ohne jede Perspektive.
Nach Angaben unserer Projektpartner in Sri Lanka sind auch mehrere kirchliche Einrichtungen, die mit Spenden aus Deutschland errichtet wurden, schwer beschädigt worden und in ihrer Existenz bedroht. Ende voriger Woche wurde das Oblate Institute of Technology and English Language and Computer Centre (OBTEC) in Kanagapuram/Bezirk Kilinochchi, eine Einrichtung des katholischen Missionsordens der Oblaten, bombardiert. Das Internat war nach dem Tsunami mit Hilfe der Bild-Hilfsorganisation Ein Herz für Kinder gebaut worden. In ihm erhielten mittellose Kinder und Jugendliche (Tsunami- und Kriegsopfer) eine Schul-Ausbildung. Jetzt wurden sie evakuiert, ihre Zukunft ist angesichts der zunehmenden Kämpfe um die LTTE-Hochburg Kilinochchi völlig ungewiss.
Ein Waisenhaus des Ordens in derselben Region, das seit 20 Jahren von Pax Christi Berlin unterstützt wird, musste bereits im August geräumt werden. Die 45 Kinder und ihre Betreuer sind seither auf der Flucht und mussten bereits mehrmals ihren Zufluchtsort wechseln. Zuletzt waren sie ebenfalls in Kangapuram, wo sie jetzt nicht mehr sicher sind. Die Kinder sind nach Angaben des Ordens schwer traumatisiert und voller Angst. Auch Krankenhäuser, Kirchen und Hindu-Tempel werden bei den Angriffen nicht ausgespart.
Pax Christi unterstützt die Forderung der katholischen Bischofskonferenz von Sri Lanka, Schutzzonen für die Zivilbevölkerung einzurichten, in denen ihre Versorgung gewährleistet ist, und Schulen, Krankenhäuser sowie Gebetsstätten von den Kampfhandlungen zu verschonen.
Der seit mehr als 25 Jahren dauernde Konflikt in Sri Lanka kann militärisch nicht gelöst werden. Mit der Kirche in Sri Lanka fordern wir von beiden Seiten eine politische Lösung auf der Grundlage von Verhandlungen und der Anerkennung der Menschenwürde und gleichen Rechte aller Bürger Tamilen und Singhalesen.