Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass das Leben siegt?
07. Apr 2007
Oftmals ängstigt uns, die wir im Namen dieses Jesus Christus Friedensarbeit machen, das Dunkel unserer Welt und Zeit. Es erdrückt uns schier. Während ich diese Worte schreibe, verbreitet sich Gewalt im Umland von Bagdad, liefern sich in Mogadischu Aufständische und Regierungstruppen schwere Gefechte, stürzt ein Machtkampf die Ukraine in eine Krise. Psycho-Krieg um deutsche Irak-Geiseln, lautet eine andere Schlagzeile in der heutigen Zeitung. Und während eine neue Klassengesellschaft in der Pflegevorsorge wissenschaftlich begründet wird, tun manche die Empörung über skandalös hohe Managergehälter als Neid ab.Wenn wir nicht im Dunkel stecken bleiben und verzweifeln wollen, müssen wir weitergehen, Schritt für Schritt. Auf diesem Weg auf Ostern zu brauchen wir immer wieder Fingerzeige, dass Leid und Tod nicht das letzte Wort haben, dass das Leben siegt. Und es gibt diese Fingerzeige:
Wenn sich israelische Organisationen für die Rechte der Palästinenser einsetzen. Wenn palästinensische Familien trotz Mauer und Freiluftgefängnis ihren Lebensmut nicht aufgeben und durch das Arab Educational Institute ihre Kontakte stärken.
Wenn, wie im letzten Jahr, M. Junus und die Grameen Bank den Friedensnobelpreis erhalten, für die Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung von unten.
Wenn junge Leute von fünf Schulen in Münster eine Benefizveranstaltung auf die Beine stellen, um Schulprojekte zur Gewaltprävention zu fördern.
Und überall dort, wo Menschen nicht auf starren Positionen beharren, sondern gemeinsam einen Fortschritt durch Respekt und Dialog zu erreichen versuchen. Wir haben diese Fingerzeige erlebt, auch in pax christi.
Unsere Friedensarbeit ist Nachfolge Christi, der alle Todesmächte überwunden hat. Wir wollen tun, was wir tun können, den Todesmächten von heute Widerstand entgegen zu stellen: Machtgier, Fanatismus, Waffengewalt, Umweltzerstörung und Vergötzung des Geldes.
Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben!, heißt es in Deuteronomium 30,19. Manchmal haben wir keine Wahl, etwa wenn ein lieber Mensch aus unserer Mitte gerissen wird. Aber wenn wir entscheiden können, wollen wir das Leben wählen: Gewaltverzicht, Abrüstung, Wiederaufbau und Versöhnung. Wenn das Leben siegt, wird keine unserer Mühen nutzlos gewesen sein.
Und weil das Leben siegt, werden wir für immer mit den Menschen verbunden sein, von denen wir Abschied nehmen mussten, in diesem Jahr zuletzt von unserem ehemaligen Generalsekretär Ansgar Koschel und vor wenigen Tagen von Maria Julia Hernández aus dem Exekutivkomitee von Pax Christi International. So wie Herbert Froehlich, Bischof Spital und unsere anderen verstorbenen Mitstreiter sind sie schon in der Nähe Gottes geborgen, beim Gott des Lebens und des Friedens.
Liebe Freundinnen und Freunde, lasst uns aufmerksam bleiben für die Fingerzeige, dass das Leben siegt!
Ich wünsche euch den Segen des Auferstandenen und sende euch einen frohen und herzlichen Ostergruß.
Veronika Hüning