75 Jahre pax christi
03. Apr 2023
„Immer wieder musste sich pax christi im Laufe der Zeit neuen Herausforderungen stellen“, reflektiert der pax christi-Bundesvorsitzende Gerold König anlässlich des Jahrestages der pax christi-Gründung am 4. April 1948 in Kevelaer. Er fährt fort: „Aber niemals hätten wir gedacht, dass es in Europa noch einmal einen Angriffskrieg geben wird. Wir sind wieder herausgefordert, uns einzusetzen für einen tragfähigen Frieden in der Ukraine. Wir sehen das Leid der Menschen, sind neuerlich konfrontiert mit Flucht und Vertreibung. Wir appellieren daher an die russische Regierung, die Waffen endlich schweigen zu lassen, den diplomatischen Weg einzuschlagen und sich aus der Ukraine zurückzuziehen.“
Als am 4. April 1948 der französische Bischof Theàs in Kevelaer am Niederrhein
als Geste der Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich die deutsche
Sektion der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi formal
besiegelte, ahnte niemand, wie wichtig diese Geste werden sollte. Begründet aus
der Versöhnungsidee mit Frankreich arbeiteten die deutschen pax christi-Mitglieder
nun auch intensiv an der Idee der Versöhnung mit polnischen Christen.
Bis hinein in die 60er Jahre gab es immer wieder pax christi-Wallfahrten nach
Polen, die intensive Kontakte knüpften. Mit dem Brief der polnischen Bischöfe an
die deutschen Bischöfe mit der bekannten Versöhnungsbitte „Wir vergeben und
bitten um Vergebung“ fand die Arbeit der deutschen pax christi-Sektion ihren
damaligen Höhepunkt.
Heute ist pax
christi Teil der internationalen Friedensbewegung Pax Christi International und
mit über 120 Mitgliedsorganisationen weltweit aktiv.
Seit Gründung im April 1948 setzt die deutsche pax christi-Sektion sich für
„Frieden und Gerechtigkeit – getragen vom Frieden Christi“ ein. Dabei musste
sie sich manchen Herausforderungen stellen: Der Nato-Doppelbeschluss der
Bundesregierung, der Vietnamkrieg, die Kriege im Irak und die Jugoslawienkriege
mit dem Debakel von Srebrenica im Juli 1995 seien hier stellvertretend genannt.
Gerade der Jugoslawienkrieg stellte pax christi vor eine Zerreißprobe: Ist der
bedingungslose Pazifismus, wie er im Geiste des Evangeliums gefordert wird, der
einzige Weg, um Frieden zu schaffen?
Die deutsche pax christi-Sektion mit ca. 5.000 Mitgliedern stellt sich den Themen
um Frieden und Versöhnung in vielfältiger Weise: In bundesweiten Kommissionen arbeiten
Menschen mit großer Expertise an Möglichkeiten der Versöhnung und des Friedens
in lateinamerikanischen Ländern, in Afrika, in Israel und Palästina. pax
christi setzt sich ein für ein Rüstungsexportkontrollgesetz und arbeitet mit in
der „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“. Als zentrales Thema hat pax
christi die Kampagne „Gewaltfrei wirkt“ ins Leben gerufen und überlegt an
Möglichkeiten des gewaltfreien Handelns in Konfliktsituationen. Die Mitgründung
des Maximilian-Kolbe-Werkes entstand aus der Unterstützungsarbeit für Überlebenden
des Holocaust und wird stetig fortgeführt in Aktionen für das Erinnern für die
Zukunft.
pax christi ist mit 75 Jahren nicht alt geworden. Die Notwendigkeit von Friedensarbeit hat leider nicht abgenommen. pax christi lädt anlässlich seines 75. Geburtstags zu einem Friedenskongress im Mai 2023 nach Leipzig ein, um mit den Mitgliedern und vielen Gästen über die Herausforderungen des Friedens nachzudenken.
Interviews der Generalsekretärin anlässlich des 75-jährigen Bestehens finden Sie unter folgenden Links
https://www.domradio.de/artikel/pax-christi-steht-im-jubilaeumsjahr-vor-herausforderungen