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Papst Franziskus und der Krieg

13. Jul 2022

Papst steht in guter Tradition der vatikanischen Friedensdiplomatie pax christi-Präsident im Online-Talk vom Haus am Dom in Frankfurt am Main

Am 4. Juli 2022 diskutierten der pax Christi-Präsident, Dr. Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz mit dem Justitia et pax-Referenten Dr. Markus Patenge und dem Friedenstheologen Prof. Dr. Thomas Nauerth das Thema „Papst Franziskus und der Krieg“.

Das Gespräch ist konserviert und auf Dauer einsehbar im YouTube-Kanal des Hauses am Dom,  Papst Franziskus und der Krieg - YouTube 

 Eine gekürzte Audio-Version des Gespräches ist auf spotify nachzuhören https://open.spotify.com/episode/3g83SvA5Elc8FJsBjGWYRB?si=aAh9mhkJSpiEyxb7rJawjQ&context=spotify%3Ashow%3A0kwnXi9iSNZOnYpA4ONxQp

Mit Blick auf seine Haltung im Ukraine-Krieg stehe Papst Franziskus „in guter Tradition der vatikanischen Friedensdiplomatie“, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, der Präsident von Pax Christi Deutschland ist, bei einer Veranstaltung am Montagabend, 4. Juli, im Frankfurter Haus am Dom. Der Vatikan habe sich bei der klaren Verurteilung einzelner Personen immer zurückgehalten, „um Fenster und Türen als Gesprächsperspektive

für beide Parteien offenzuhalten“. Durch diese Diplomatie sei es beispielsweise 2014 gelungen, „dass die USA und Kuba wieder diplomatische Verbindungen miteinander aufgenommen haben“. An dem Abend wurde das im Februar im Herder-Verlag erschienene Buch „Papst Franziskus: Mensch des Friedens“ vorgestellt und diskutiert. Bischof Kohlgraf ist im dem Band mit einem Beitrag vertreten („Geschwisterlichkeit und soziale Verantwortung. Hinführung zur Enzyklika ‚Fratelli tutti‘ von Papst Franziskus“).

Bischof Kohlgraf machte deutlich, dass Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ eine Friedensvision entwickelt habe, die stark wirtschaftskritisch sei. Die Ursache von Krieg sei für ihn immer darin begründet, dass Menschrechte nicht geachtet würden und einzelnen die Menschenwürde abgesprochen werde. „Trotzdem träumt der Papst den Traum des Friedens“, sagte Kohlgraf. Der Sinn von friedensethischen Visionen liege in besonderer

Weise darin, „nach dem Ende eines Krieges zu überlegen, wie es zwischen verfeindeten Menschen weitergehen kann. Friedensethische Visionen motivieren und geben Kraft in dieser Zeit, um Wege der Versöhnung und Vergebung zu gehen.“

Kohlgraf forderte dazu auf, „in der Friedensbewegung kreative Wege zu gehen“. So sei es aktuell „nur selten ein Thema, die Zivilgesellschaft in Russland zu stärken. Es geht doch auch darum, die stark zu machen, die die intellektuelle Kraft hätten, Russland im Inneren zu verändern“. Aktuell helfe die Kirche bei Aufnahme und Versorgung von Flüchtlingen aus der Ukraine sehr nachhaltig und leiste damit einen wichtigen Beitrag.

 

Dr. Markus Patenge von der Deutschen Kommission Justitia et Pax machte deutlich, dass der Ukraine-Krieg ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg sei, der von den Vereinten Nationen verurteilt worden ist. Der Krieg trage „koloniale und imperialistische Züge“, mit dem Ziel, „die Kultur der Ukraine auszulöschen“. In dieser Situation habe die Ukraine das Recht auf Selbstverteidigung und es gebe „die moralische Verpflichtung der Anderen zu helfen, dass die Ukraine dieses Recht auf Selbstverteidigung ausüben kann“. Auch der Vatikan stelle das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine nicht in Frage, „weil es Kernbestandteil katholischer Friedenslehre ist“, sagte Patenge.


Professor Dr. Thomas Nauerth machte deutlich, dass „Papst Franziskus nicht an Gewalt als Mittel glaubt. Er muss sich die Frage nicht mehr stellen, ob Gewalt etwas bringt.“ Nauerth ist apl. Prof. für Religionspädagogik am Institut für Katholische Theologie der Universität Osnabrück, und unter anderem Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von pax christi Deutschland. Wenn der Papst sage „Krieg schafft nichts als Elend, Waffen schaffen nichts als Tod“, dann sei das „keine Rhetorik, sondern die Grundüberzeugung dieses Pontifikates“, sagte Nauerth. Der Papst arbeite intensiv auf der Linie von „Streitschlichtung und Konfliktmediation“. Auf Widerspruch stieß Nauerth unter anderem mit seiner These, dass Grund für den Ukraine-Krieg „Sicherheitsbedürfnisse Russlands“ seien.

Der Abend stand unter der Überschrift „‚Papst Franziskus und der Krieg‘. Podiumsgespräch und Buchpräsentation“. Begrüßung und Einführung sowie die Moderation des Podiums hatte Thomas Wagner vom Haus am Dom übernommen. Veranstalter waren die deutsche pax christi-Sektion, pax christi Rhein-Main, Regionalstelle Limburg-Mainz, sowie die Katholische Akademie im Haus am Dom.“

 

 

Das von drei Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats der pax christi-Bewegung herausgegebene Buch ist im Buchhandel erhälich:

 

Stefanie A. Wahl, Thomas Nauerth, Stefan Silber (Hg):

Papst Franziskus: Mensch des Friedens

Zum friedenstheologischen Profil des aktuellen Pontifikats. Verlag Herder, Freiburg 2022. 240 Seiten. ISBN: 978-3-451-39383-9.