Konzert für die unbekannten Deserteur*innen
19. Mai 2025
Zum diesjährigen
Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung haben in Berlin Friedens- und
Menschenrechtsorganisationen ein Konzert organisiert: Für die unbekannten
Deserteur*innen. 200 Stühle wurden mit Namen von Menschen
bestückt, die aufgrund ihrer Kriegsdienstverweigerung verfolgt sind und nicht
zum Konzert kommen konnten. Sie stehen für Hunderttausende, die sich in den
verschiedensten Kriegen verweigern, sich dem Dienst entziehen, desertieren.
Begleitet wurde das Konzert von Redebeiträgen nationaler und internationaler
Sprecher*innen aus Russland, Ukraine, Israel und Angola.
Artem Klyga aus
Russland: "Das Recht auf Kriegsdienstverweigerung ist kein
abstrakter moralischer Grundsatz. Es ist eine Frage von Leben und Tod für
Tausende von Menschen. Es ist eine Frage der Freiheit für diejenigen, die sich
weigern, sich an Gewalt zu beteiligen - und die nun im Verborgenen, in Angst
oder in Abschiebehaftanstalten leben."
Rudi Friedrich, Connection e.V.: "Kriegsdienstverweigerung ist kein Schönwetterrecht, das nach Belieben ausgesetzt werden kann. Kriegsdienstverweigerung ist als Menschenrecht anerkannt und muss jederzeit in Anspruch genommen werden können. Angesichts der Repressionen, der Verfolgung all dieser Menschen, die sich für das Leben entscheiden, sagen wir hier und heute auch: Verfolgte Kriegsdienstverweiger*innen und Kriegsgegner*innen brauchen Schutz und Asyl."
Andrii Konovalov aus der Ukraine: "Politiker*innen führen Krieg und sprechen vom Schutz der Demokratie – aber was könnte eine größere Bedrohung für die Demokratie sein als die Missachtung so grundlegender Rechte wie dem Recht, sich dem Töten zu verweigern?"
Ole Nymoen,
Buchautor: "Ich bin nicht bereit für die deutschen Grenzen
und für irgendwelche hehren Werte, die gerade hochgehalten werden, zu sterben.
Die Staaten benutzen einen als Menschenmaterial, das für die Souveränität im
Ernstfall verheizt wird."
Or, New Profile, aus
Israel: "Den Kriegsdienst zu verweigern, bedeutet nicht,
ein Held zu sein. Wir tun es nicht, um gesehen zu werden. Wir tun es, um unsere
Privilegien zu nutzen – damit die Stimmen derjenigen gehört werden, die unter
der Besatzung leiden. Und wir tun es, um nicht Teil jener Ungerechtigkeiten zu
sein, die unserem Namen begangen werden."
Emanuel Matondo, Angola: "Ich komme aus einem Land, das unter einem jahrzehntelangen Krieg gelitten hat, das ausgeblutet und zerstört zurückgelassen wurde. Krieg und Militarismus sind zwei Geschwister, die nationalische und rassistische Gesinnung wie Hass und Ausgrenzung fördern und zementieren."
An der Aktion vor dem Brandenburger Tor nahmen rund 120 Menschen teil. Gemeinsam wurde an jene Menschen
gedacht, die das Recht auf Kriegsdienstverweigerung – das Recht das Töten zu
verweigern – in Anspruch nehmen und sich auf diese Weise aktiv am Widerstand
von unten beteiligen. Das trifft mittlerweile auf
hunderttausende Menschen in Russland, Belarus, der Ukraine, Israel, Türkei und
anderen Ländern zu. Sie desertieren, verweigern den Dienst, verweigern die
Befehle oder entziehen sich der Rekrutierung.
Gemeinsam wurde gefordert, die Verfolgung
von Kriegsdienstverweiger*innen und Deserteur*innen umgehend einzustellen.
Zugleich wurden Europäische Union und die Bundesregierung aufgefordert, verfolgten Kriegsdienstverweiger*innen
und Kriegsgegner*innen Schutz und Asyl zu gewähren.
Die Aktion wurde organisiert von Connection e.V., der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, pax christi Deutschland, der VVN-BdA Berlin, der IPPNW und der Internationalen der Kriegsdienstgegner*innen