50 Jahre Wehrpflicht sind genug!
25. Okt 2006
Schon lange treten beide Organisationen für die Abschaffung der Wehrpflichtein. Dazu erklärt Barbara Kramer, Vorsitzende der Zentralstelle für Recht
und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen e.V.: "15 Jahre
nach Ende des kalten Krieges ist vor einer grundlegend veränderten
Sicherheitslage eine Beibehaltung der Wehrpflicht nun endgültig nicht mehr
zu rechtfertigen. Die Politik sollte die Realität erkennen und die nötigen
Konsequenzen ziehen."
Jahr für Jahr werden immer noch zehntausende junger Männer zu Zwangsdiensten
herangezogen. Eine gerechte Verteilung zwischen jungen Wehrpflichtigen und
Zivildienstleistenden ist dabei immer weniger gegeben. Mike Corsa,
Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in der
Bundesrepublik Deutschland e. V. (aej), sieht hier ein grundlegendes
Problem: "Das Problem der mangelnden Wehrgerechtigkeit ist nur ein Aspekt.
In einer Zeit, in der allgemein eine Verkürzung der Schul- und
Universitätsausbildung gefordert wird, ist es unverständlich, weshalb junge
Männer zwangsweise gerade in dieser wichtigen Phase zu Pflichtdiensten
herangezogen werden."
Der Schwarzbuchprozess soll von der Wehrpflicht betroffenen jungen Leuten
ein Forum für ihre Meinung bieten. Dazu Mike Corsa: "Für uns als
Jugendverband ist es wichtig, dass junge Menschen selbst zu Wort kommen."
Auf der Homepage www.forum-wehrpflicht.de können eigene Probleme,
Erfahrungen und Meinungen berichtet werden. Exemplarische Fälle werden
Anfang 2007 in einer Broschüre aufbereitet. "Wir hoffen", so Barbara Kramer,
"so einen weiteren Impuls zu geben, damit im Bundestag nun endlich ernsthaft
über ein Ende der Wehrpflicht beraten wird."
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Die Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus
Gewissensgründen e.V. ist eine gemeinsame Einrichtung von 26 Organisationen
(Deutscher Bundesjugendring, aej, pax christi deutsche Sektion, DGB-Jugend, Kriegsdienstverweigerer- und Friedensorganisationen; siehe auch www.zentralstelle-kdv.de/intern13.htm), die 1957 bei Einführung der Wehrpflicht gegründet wurde, um für die Gewissensfreiheit der Kriegsdienstverweigerer einzutreten. Sie steht
Rat suchenden Wehr- und Zivildienstpflichtigen ebenso zur Verfügung wie
örtlichen Beratungsstellen, Beiständen, Eltern und Lehrern. Außerdem ist sie
eine anerkannte Lobbyorganisation bei Bundestag und Bundesregierung.