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pax christi trauert um Rolf Verleger

15. Nov 2021

Nachruf der pax christi-Nahostkommission auf Professor Dr. Rolf Verleger

Wir trauern um Professor Dr. Rolf Verleger, der am 8. November mit knapp 70 Jahren verstarb. Mit ihm haben wir einen bedeutenden Beistand, Inspirator, Unterstützer und Fürsprecher unserer Arbeit zu Israel und Palästina verloren. Der menschenfreundliche Oberschwabe, seit Jahrzehnten in Lübeck heimisch, warb in unzähligen Vorträgen, Diskussionen und schriftlichen Beiträgen darum, dass Menschen in Deutschland ihre Stimme erheben für Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern und einen gerechten Frieden. 

Verleger baute die jüdische Gemeinde in Lübeck auf und engagierte sich im Landesverband Jüdische Gemeinschaft Schleswig-Holstein. Von 2005 - 2009 war er Delegierter Schleswig-Holsteins im Zentralrat der Juden in Deutschland. Als die damalige Präsidentin des Zentralrats, Charlotte Knobloch, u. a., öffentlich für militärische Maßnahmen Israels gegen den Libanon eintraten, widersprach Rolf Verleger dem Weg der Gewalt. In seinem Buch „Israels Irrweg“ analysierte Rolf Verleger: “Juden in Deutschland, die ihre jüdische Identität auf diese Weise definieren, als Bekenntnis zur aktuellen Politik des jüdischen Staates, setzen Kritik an Israels Politik gleich mit Verrat am Judentum.“ Sein Aufruf „Schalom 5767: Berliner Erklärung“ aus dem Jahr 2006 wollte Politiker*innen in Deutschland Mut machen, die israelische Besatzungspolitik nicht länger zu tolerieren. Verleger wurde aus dem Zentralrat der Juden ausgegrenzt, doch sein tiefer Glaube trieb ihn weiter an: „Was dir verhasst ist, tu deinem Nächsten nicht an.“ In diesem Spruch von Rabbi Hillel sah Verleger die Zusammenfassung des Judentums. Er galt ihm für das persönliche Leben wie auch für die Politik. 

Der Friedensaktivist engagierte sich dann in der „Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost“ und unterstützte die Aktion: „Besatzung schmeckt bitter“ der pax christi Nahostkommission. 2016 gründete er das „Bündnis zur Beendigung der Besatzung in Palästina“, das heute „Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern“ heißt. In der Bibel waren es die Propheten, die für Gerechtigkeit eintraten und sich damit bei der Mehrheit der Gesellschaft unbeliebt machten. Rolf Verleger hat unsere Gesellschaft um seine Prophetie bereichert. Möge er in Frieden leben.