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Dankend für die europäische Versöhnung

20. Mai 2023

Festakt zum 75-jährigen Bestehen der pax christi-Bewegung in Deutschland

„Oft werden Friedensaktivisten als naiv belächelt. Und doch gibt es Momente, wo unbewaffnete Menschen eine hochgerüstete Staatsmacht in die Knie zwingen. So geschehen in Leipzig im Herbst 1989,“ so hießen der Vorsitzende des Pfarreirats der Probsteigemeinde Leipzig Stefan Twardy und der Probst Gregor Giele den pax christi-Kongress in der Stadt der Friedlichen Revolution und in ihrer Kirche willkommen. Sie resümierten, dass bislang weder die Zahl der internationalen Konflikte und Kriege sich verringert, noch die Demokratie sich weltweit durchgesetzt habe und blickten auf die Gegenwart: „Seit über einem Jahr herrscht ein Krieg mitten in Europa. Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer sind auf der Flucht. Frieden zwischen der Ukraine und Russland scheint derzeit fast unmöglich. Und gerade deshalb, weil der Weg zum Frieden oft schwierig ist, weil Frieden sich eben nicht von selbst einstellt, obwohl ihn sich fast alle Menschen für sich und ihre Familien wünschen, braucht es Organisationen wie pax christi. Es braucht Menschen die sich überall auf der Welt bedingungslos auf die Seite des Friedens stellen und für ihn eintreten.“

Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung betonte im schriftlichen Grußwort: „pax christi ist das Ergebnis bewundernswerter Versöhnungsbereitschaft. Französische Katholiken schlossen einst deutsche Kriegstreiber, die ewigen Erzfeinde in ihre Arme. – Da erforderte am Ende des II. Weltkriegs großen Mut. Mut zum Verzeihen, zum Überwinden der tiefsten Gräben, denn im Grunde galt es kategorisch abzurechnen. Auf dieser Rache aber sollte das neue Europa nicht basieren. Dieser pax christi Geist war ein Segen.“

Gerold König, der pax christi-Bundesvorsitzende konnte über 250 Gäste in der Propsteikirche St. Trinitatis in Leipzig zur Feier des 75-jährigen Bestehen der pax christi-Bewegung in Deutschland begrüßen. König betonte: „pax christi steht seit 75 Jahren für aktive Gewaltfreiheit. Das ist und bleibt unser Leitimpuls zur Lösung von Konflikten. Wir wissen um die Herausforderungen, die mit der Option für Gewaltfreiheit verbunden sind. Wir stellen uns als pax christi Bewegung diesen Herausforderungen und suchen nach Lösungen. - In respektvollem Umgang miteinander sehen wir die Unterschiedlichkeiten in der Herangehensweise zur Lösung von Konflikten. Aus diesen Unterschiedlichkeiten heraus formulieren wir Handlungsoptionen, immer in dem Wissen, dass wir den Frieden vorbereiten müssen. Immer in der Gewissheit, dass es Perspektiven für eine Welt ohne Gewalt geben muss. Wir wollen die Welt hochwerfen und den Wind der Veränderung erfahren.“

Ermutigende Worte des Dankes fand die Co-Präsidentin des Internationalen pax christi-Netzwerks Wamuyu Wachira aus Kenia. Sie ermunterte die deutsche pax christi-Sektion weiter ihren Beitrag zur großen pax christi-Familie zu leisten und den Weg der Gewaltfreiheit weiter zu gehen.

Der Präsident der deutschen pax christi-Sektion schilderte und wertschätzte die Schritte der katholischen Friedensbewegung durch siebeneinhalb Jahrzehnte. Dabei reflektierte er den Gebetsauftrag, den die Bewegung sich selbst zu Anfang als Gebetskreuzzug für den Frieden gegeben hatte. Denn. „Das Gebet ist kein Mittel, Verantwortung abzugeben; vielmehr macht das Gebet die Quellen des Handelns deutlich.“ Er gab der Bewegung die Perspektive mit auf den Weg, neben allen politischen Stellungnahmen im Namen des biblischen Gottesglaubens eine Friedensvision wachzuhalten und die Ermutigung und das Erinnern an Weisheit und Gerechtigkeit zu verbreiten.  
Der emeritierte Bischof Jan Kopiec, der lange Jahre in der polnisch-deutschen Bischofskontaktgruppe aktiv war, betont die Rolle der pax christi-Bewegung auf dem Weg der deutsch-polnischen versöhnenden Kontakte in den 60er Jahren und die daraus erwachsene gemeinsame Arbeit. Er beschrieb das Wesen der katholischen Friedensarbeit: „Die pax christi-Friedensarbeit lenkt unseren Blick auf die heikle und schwierige Lage des Menschen, der in seiner Würde verletzt wurde. Das sind vertraute Erfahrungen in der Geschichte, die auch in unserer Zeit nicht fremd sind. Wir stehen ständig unter der Last einer unruhigen gemeinsamen Geschichte, die von den Konfliktparteien eine reife Stellungnahme verlangt.“ In seiner Reflexion der gewaltförmigen Konflikte kam er zu dem Schluss: „Würde man die Geschichte der menschlichen Zivilisation unter dem Gesichtspunkt der geführten Kriege aufschreiben und über ihre Entstehung, die Art des Kampfes und die verwendeten Begriffe nachdenken, müsste man feststellen, dass in all diesen Ereignissen ein gemeinsames Ressentiment und sogar eine Verachtung des Gegners zum Ausdruck kommt. Die Antwort muss also das Gegenteil sein: Die Werte hervorheben, für die es sich lohnt, eine Haltung der positiven Begegnung zu entwickeln. Wir mögen uns in der Betonung der einzelnen Elemente und Faktoren unterscheiden, die unsere Existenz ausmachen, aber wir dürfen nicht die Grenze überschreiten, jenseits derer bereits nur der Wunsch besteht zu dominieren, oft zu zerstören, aus unserer Perspektive auszulöschen.“
Der Generalbeauftragte der französischen pax christi-Sektion Alfonso Zardi verlas eine Grußbotschaft des französischen pax christi-Präsidenten, dem Bischof von Agen  Hubert Herbreteau. Dessen Diözese Agen war 1944 noch vor Ende des II. Weltkrieges Ausgangspunkt der katholischen Friedensbewegung. „In Treue zu seinen Ursprüngen betet pax christi auch heute noch für den Frieden in der Welt. Die aktuellen mörderischen Konflikte machen unser Gebet noch dringlicher. Auch das Handeln ist wichtig.“

Der Hauptgeschäftsführer des bischöflichen Hilfswerkes Pirmin Spiegel hob die Initiativen der pax christi-Bewegung zu konkreten Zeichen der Solidarität mit dem Globalen Süden hervor, die 1958 die Misereor-Gründung mit auf den Weg brachten. Er betonte: „Die Suche nach kreativen Anstrengungen für den Frieden ist es, die uns als Institutionen verbindet. Sie zeichnet unseren gemeinsamen Auftrag Jesu aus. Kreative Anstrengungen für eine „Welt ohne Gewalt“ setzen ein Aufspüren versteckter Gewalt voraus. Ansätze wie diese entstehen aus sensiblen Analysen, gelebten Verbindungen, gemeinsamen Wegen, respektvollen Auseinandersetzungen, mutigen Ideen. Auf dieser Reise bewegen sich pax christi und Misereor nahe beieinander. Unsere Kraftquelle als christliches Netzwerk weltweit haben wir als Schatz im Gepäck. Wir können miteinander unterwegs bleiben mit neuen Prioritäten, und in einer Kultur der Begegnung einander entgegengehen und entdecken, dass in unseren eigenen Händen noch viele Möglichkeiten liegen zur Versöhnung mit dem Leben von Mensch und Natur.“

Weitere Grüße richtete das Zdk, die GKS und der BDKJ aus.