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Menschenrechtsarbeit in Sri Lanka zeigt erste Erfolge

27. Jun 2006

Father Bernard, Direktor des von pax christi und den Oblaten der Provinz Jaffna getragenen Centre for Peace and Reconciliation, hat durch die Unterstützung der ZeugInnen und Überlebenden der Massaker an Zivilisten in Allaipitty (13. Mai) und Pesalai (17. Juni) ereicht, dass sich Gerichte und Staatsanwaltschaft intensiv mit den Fällen befassen. Dami…

In Pesalai bei Mannar wurden am 17. Juni nach einem Seegefecht zwischen Marine-Einheiten und der LTTE von Marinesoldaten vier Fischer getötet und eine Granate in die Kirche von Pesalai geworfen. Dabei kam eine Frau ums Leben, über 40 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Bisher haben sich tamilische Zivilisten meist nicht getraut, vor Gericht gegen Miliärs auszusagen. Die professionelle Dokumentation der Fälle durch Father Bernard und die behutsame Betreuung der ZeugInnen hat die Menschen von Allaipiddy und Pesalai nun zu Aussagen ermutigt.

Wir dokumentieren einen Bericht der katholischen Nachrichtenagetur KNA über Father Bernard und seine Arbeit:

"Besucht uns, bevor wir ausgelöscht sind!" Ordensmann fordert internationale Hilfe nach Gewalt in Sri Lanka

Von KNA-Mitarbeiter Martin Krone

Bonn/Jaffna (KNA) Sri Lanka kommt nicht zur Ruhe. Nach dem Anschlag auf einen Bus und den Vergeltungsschlägen der Armee wird ein erneuter Ausbruch des offenen Bürgerkriegs zwischen der Regierung Sri Lankas und den tamilischen Rebellenbewegung LTTE immer wahrscheinlicher. Am Wochenende starben in einer Kirche fünf Menschen, wahrscheinlich durch Schüsse von Regierungstruppen. Im Schatten solch spektakulärer Ereignisse häuften sich im Norden und Osten des Inselstaates aber schon in den vergangenen Wochen Exzesse der Gewalt. Allein bei sechs größeren Massakern seit dem 12. April wurden rund 60 Zivilisten getötet, berichtet Oblatenpater Jesuratnam Jude Bernard aus Jaffna.

Der 34-Jährige ist Direktor des vor einem Jahr mit Hilfe der deutschen Sektion von pax christi in Sri Lanka gegründeten «Zentrums für Frieden und Versöhnung» (CPR). In jüngster Zeit war er mit seinen Mitarbeitern fast ausschließlich damit beschäftigt, die Fälle zu dokumentieren und den Betroffenen zu helfen.

Vor allem auf der mehrheitlich von Tamilen bewohnten Halbinsel Jaffna, die von singhalesischen Regierungstruppen beherrscht ist, lebt die Bevölkerung nach Angaben Bernards jedoch in großer Angst. Das Gebiet gleiche einem "offenen Gefängnis". Viele Morde gingen nach Zeugenaussagen auf das Konto der Armee oder paramilitärischer Gruppen. Auch die LTTE werde aber - abgesehen von den Anschlägen gegen Soldaten und Regierungsorgane - des Mordes an Gegnern aus der Bevölkerung beschuldigt.

Die katholische Kirche, selbst eine Minderheit, ist eine der wenigen Institutionen die noch helfen können. Ein Beispiel: Am 13. Mai wurden im Fischerdorf Allaipiddy auf der Insel Kayts 13 Menschen erschossen, laut Zeugen von Marineangehörigen. Mehr als 300 Personen suchten Schutz in der Kirche Sankt Philip Neri, berichtet Pater Bernard. Der Bezirksrichter ordnete Polizeischutz für sie und für die Augenzeugen an. Doch die Polizei sei dem Ersuchen nicht nachgekommen und habe erklärt, sie könne deren Sicherheit nicht garantieren. Die Lage spitzte sich zu, als eine schriftliche «Warnung» auftauchte, in der die Dorfbewohner ultimativ zum Verlassen der Kirche aufgefordert wurden. Viele trauten sich nicht in ihre Häuser zurück und wollten lieber in den von der LTTE kontrollierten benachbarten Bezirk Wanni ausreisen, was Polizei und Militär verhindern wollten. Nach zähen Verhandlungen durch das CPR und ein Team der internationalen Friedensorganisation Non-Violent Peace Force erlaubten die Behörden schließlich die Ausreise.

Als das CPR 2005 seine Arbeit aufnahm, ahnten seine Betreiber noch nicht, in welch dramatischer Weise sich dessen Schwerpunkt verschieben würde. Ursprünglich sollten Friedenserziehung nach 20 Jahren Krieg und die Bewusstseinsbildung in Sachen Menschenrechte im Zentrum stehen. Die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen nahm aber immer mehr Raum ein, berichtet Bernard. Der Deutsche Alfons Schabarum, seit Anfang 2005 als Friedensfachkraft im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes bei dem Projekt, musste im Mai aus Sicherheitsgründen vorläufig aus Jaffna abberufen werden.

Auch für die einheimischen Mitarbeiter ist die Lage gefährlich. Nach glaubhaften Gerüchten existieren "Todeslisten" bei den paramilitärischen Gruppen, auf denen auch die Namen katholischer Priester und Aktivisten stehen sollen. Wer die Regierung kritisiert, wird schnell verdächtigt, auf Seiten der "Tamilen-Tiger" zu stehen. Pater Bernard weist diese Beschuldigung entschieden zurück. Er wendet sich ausdrücklich gegen die Gewalt auf beiden Seiten, hebt aber die Verantwortung der Regierung hervor, in ihrem Gebiet für die Sicherheit der Bevölkerung zu sorgen.

Er selbst habe auch Drohungen erhalten, die er durchaus ernst nehme, die ihn aber nicht von seinem Einsatz abhielten. "Ich bin Ordensmann und muss das machen, dazu bin ich berufen", meint er. Zudem setzt er seine Hoffnung darauf, dass die internationale Gemeinschaft der Gewalt nicht länger tatenlos zusehen wird. Eine unabhängige Delegation solle die Tötungen untersuchen. "Besucht uns", appelliert er eindringlich, "bevor wir ausgelöscht sind!"