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Abzug aus Afghanistan: Bedingung für Frieden?

04. Jul 2011

pax christi, ohne Rüstung leben und IPPNW organisierten den Dialog mit Vertreter/innen der afghanischen Friedensbewegung

Afghanistan ist noch nicht bereit für einen sofortigen Abzug aller internationalen Truppen. Das sagte Abed Nad-jib, Botschaftsrat Afghanistans, am Sonntag bei einer Tagung zur Zukunft Afghanistans in der Evangelischen Akademie Bad Boll.

„Ist unsere Armee soweit, ihr Land zu verteidigen? Ist unsere Polizei soweit, Sicherheit zu garantieren? Das glaube ich nicht“, sagte Nadjib. Solange die Lage in Afghanistan nicht stabil sei, habe die gesamte Welt ein Sicherheitsproblem. „In Afghanistan geht es auch um Sicherheit in Europa, Amerika und Asien“, so der Diplomat.Dr. Matin Baraki, Politikwissenschaftler und Afghanistan-Experte, forderte dagegen einen sofortigen Abzug aller ausländischen Kampftruppen. „Die Sicherheitslage hat sich in den vergangenen zehn Jahren nicht verbessert, sondern verschlechtert. Das Konzept der amtierenden afghanischen Administration, auch mittelfristig auf Unterstützung ausländischer Kräfte zu setzen, ist gescheitert“, sagte der gebürtige Afghane, der heute in Deutschland lebt.

Der Kampf der NATO-Truppen fordere immer wieder zivile Opfer. „So lange die NATO in Afghanistan Familienfeier bombardiert auf den bloßen Ver-dacht hin, dort könnten Widerstandskämpfer am Tisch sitzen, so lange es willkürliche Hausdurchsuchungen und Erschießungen gibt, so lange wird der Widerstand nicht enden“, sagte Baraki. Nach dem Abzug der NATO-Truppen könnten Peace-keeping-Kräfte aus islamisch geprägten Staaten einen noch auszuhandelnden Waffenstillstand überwachen.

In der Debatte über Ursachen und die internationale Dimension von Terrorismus sagte Golalei Safi Nur, afghanische Parlamentarierin: „Terrorismus ist ein internationales Problem, kein afghanisches.“

Bei der Tagung „Afghanistan: Der Krieg, der Abzug, unsere Verantwortung“ diskutierten Vertreter zivilgesellschaftlicher Gruppen mit Afghaninnen und Afghanen sowie mit afghanischen Politikern und Politikerinnen. Gegenstand der Debatten war unter anderem die Frage, ob ein sofortiger Abzug aller ausländischen Truppen einschließlich der Bundeswehr aus Afghanistan die Lage im Land verbessere.

Viele Vertreter der Friedensbewegung plädierten dafür, so schnell wie möglich eine allgemeine Waffenruhe zu erproben. Derzeit sind in Afghanistan mehr als 100.000 ausländische Soldaten stationiert, darunter rund 5000 Angehörige der Bundeswehr. Bis 2014 wollen USA und NATO die Verantwortung für die Sicherheitslage am Hindukusch an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben. Deutschland will ab Ende 2011 mit dem Rückzug beginnen, die USA planen, bis Sommer 2012 rund 30.000 Soldaten abzuziehen.

Veranstalter der Tagung waren neben der Evangelischen Akademie Bad Boll die Organisation „Ohne Rüstung Leben“ sowie die deutschen Sektionen von pax christi und der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW).

Pressemitteilung der Evangelischen Akademie Bad Boll