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pax christi-Begegnungsreise in Palästina

23. Okt 2006

Einige pax christi Mitglieder - insbesondere aus den Bistumsstellen Rottenburg-Stuttgart und München - sind derzeit auf einer Begegnungsreise durch Palästina und geben erste Eindrücke ihrer Reise wieder. Sie können die einzelnen Stationen miterleben.

In dem täglich verfassten Reisebericht von Rosemarie Wechsler (pax christi München) heißt es am Freitag, 20. Oktober (3. Tag):

„Heute war ein Tag voller Gegensätze:
Auf dem Weg zur Mauer, wo wir mit der Kindergruppe des AEI "Wallpainting" machen, also Graffitti an die Wand malen oder sprühen wollten, sahen wir Hunderte von Palästinensern auf dem Weg zum Checkpoint. Sie wollten am Freitagsgebet in der Al Aksa Moschee in Jerusalem teilnehmen, wurden aber nur sehr langsam durchgelassen. Die Schlange der Wartenden wurde immer länger und auf einmal flogen Schreckschusspatronen. Einige von uns blieben da und beobachteten die Szene: Wir sahen, dass die einen zum Checkpoint durchgelassen wurden, andere nicht und wieder andere vom Checkpoint zurückgeschickt wurden. Für uns ohne ersichtlichen Grund. Ein junger Mann wurde durch Schläge erheblich verletzt, später flogen auch Tränengaspatronen. Freiwillige des ökumenischen Begleitdienstes AEPPI beobachteten und fotografierten. Vielleicht konnten sie Schlimmeres verhindern.
Unser nächstes Ziel war Claires Haus, das von der 8 m hohen Mauer von drei Seiten eingeschlossen ist. Das bedeutet u.a. Verlust der wirtschaftlichen Existenz, da sie ihren Souvenirladen aus Mangel an Kundschaft schließen mussten - Bedrohung durch Schusswechsel zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten - Isolation, da sich kaum mehr jemand zu ihrem Haus wagt - Unsicherheit, weil die palästinensische Polizei nicht in dieses Gebiet fahren darf. Besonders belastend ist die Situation für die Kinder, die nicht mehr draußen spielen können.
Einen Überblick über die gesamte Situation bekamen wir von Dr. Jad Ishak im Zentrum für angewandte Forschung. Anhand von Karten zeigte er uns die verschiedenen Teilungspläne, die alle darauf hinauslaufen, dass Palästina höchstens 22% seines ursprünglichen Territoriums behält und dass auch dieses zerstückelt wird von Siedlungen, Siedlerstrassen und Checkpoints. "Der Palästinenserstaat wird aus einem vereinigten Getto bestehen", so Dr. Iskhak.
Nach so vielen bedrückenden Informationen und Erfahrungen genossen wir alle den Nachmittag: Wir halfen Anton Murra, einem Mitarbeiter des Arab Educational Institute (AEI), bei der Olivenernte. Es ist keine leichte Arbeit, aber Anton ermunterte uns mit traditionellen Olivenpflückerliedern und wir erinnerten uns an alte Volks- und Fahrtenlieder. Bei Sonnenuntergang hatten wir immerhin so viele Oliven geerntet, dass etwa 20 l Öl gepresst werden können. Und wir bekamen eine Ahnung davon, dass die Ölbäume für die Palästinenser einen hohen Symbolwert besitzen.“
Rosemarie Wechsler