Alfons Erb - Sein Friedens- und Versöhnungserbe wirkt fort
30. Okt 2007
Wahrhaftigkeit und Empathie prägten seine Arbeit für den Frieden. Er, der als Redakteur des Berliner Kirchenblattes einen stillen Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime lebte, stellte die Kraft der Erinnerung gegen alles Verdrängen und Vergessen der Unrechtstaten, die von Deutschland ausgegangen waren. Zum 20. Jahrestag des Massakers von Oradour in Frankreich zeichnete er die von Deutschen im Jahre 1944 begangenen Erschießungen der Dorfbewohner und die Zerstörung des Dorfes in der pax christi-Zeitschrift nach. Und Alfons Erb war es auch, der den Blick der Deutschen auf den Nachbarn im Osten richtete. In einer Zeit, als die Kontakte zu Polen und die Auseinandersetzung mit dem Völkermord der Nationalsozialisten nahezu tabuisiert waren, initiierte Alfons Erb im Mai 1964 aus Anlass des Auschwitz-Prozesses in Frankfurt die pax christi-Sühnewallfahrt nach Auschwitz. So ermöglichte Alfons Erb nach der Festigung der deutsch-französischen Versöhnungsarbeit Schritte auf dem Weg zur Versöhnung mit dem Nachbarn im Osten.Im Angesicht des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz schrieb er: An dieser grauenhaften Stätte, an der ein Deutscher den Verstand verlieren kann, wurden wir ganz unmittelbar mit der Wirklichkeit dieser unmenschlichsten Unmenschlichkeit konfrontiert. Ich fand es unerträglich, dass so viele Jahre nach dem Krieg von Deutschland her noch nichts geschehen war, um den polnischen KZ-Opfern beizustehen. Nach der Reise rief Alfons Erb zu einer Solidaritätsspende für ehemalige KZ-Häftlinge auf und widmete sich mit besonderer Schaffenskraft durch die Gründung des Maximilian-Kolbe-Werkes im Jahre 1973 dieser Aufgabe. Bis 1982 war er der Generalsekretär des Werkes.
Im Geiste der Gerechtigkeit für alle Menschen hatte Alfons Erb bereits im Jahre 1958 zusammen mit anderen Katholiken mit der Aktion Eine Mahlzeit für die Hungernden den Grundstein des bischöflichen Hilfswerks Misereor gelegt.
Geist und Werk von Alfons Erb bilden auch heute noch die Grundlagen der Arbeit von pax christi, denn Frieden und Gerechtigkeit brauchen zu jeder Zeit eine entschiedene Stimme.
Aachen / Bad Vilbel, den 30.Oktober 2007