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Ökumenisches Begleitprogramm für Palästina und Israel (ÖFPI)

24. Mai 2007

Ende April sind Ursel Kamman und Brigitta Böckmann für drei Monate als pax christi-Freiwillige ausgereist. Brigitta Böckmann schildert ihre ersten Eindrücke. Weitere Berichte werden folgen. Das Foto zeigt das beschriebene Drehkreuz am Checkpoint 300 bei Bethlehm.

"Seit dem 30. April 2007 bin ich hier in Palästina, um ein weiteres Mal drei Monate lang im Begleitprogramm des Weltkirchenrates zu arbeiten. Nach einer zehntägigen Einführungsphase in Jerusalem bin ich nun meinem Einsatzort Bethlehem, im Team zusammen mit drei anderen Internationalen.
Seit meinem letzten Besuch hier vor einem Jahr hat sich einiges verändert, und das leider nicht im positiven Sinne: Die 8-9m hohe Trennnungsmauer um Bethlehem herum ist weiter gewachsen, der sogenannte Checkpoint 300, der die Hauptverkehrsader von Bethlehem nach Jerusalem durchschneidet, hat sich zu einem grossen Terminal mit einem raffinierten Kontrollsystem entwickelt, der jedes Passieren enorm erschwert, seien es nun Einheimische oder Internationale, Touristen oder Arbeitende.
Und hat man dann, von Jerusalem kommend, nach den Kontrollen und absperrrenden Drehtüren endlich den Durchlass der Mauer erreicht, prangt dort beim Eintritt in die Stadt Bethlehem bunt und in riesigen Lettern der auf mich zynisch wirkende Wilkommensgruss des Israelischen Tourismus-Ministeriums: "Peace be with you", Friede sei mit Euch. Wie dieser Gruss auf die palästinenischen Arbeiter wirken mag, die abends müde wieder nach Hause wollen, obwohl sie sich zu den Glücklichen zählen können, die überhaupt eine Arbeitsstelle in Israel und einen (kostenpflichtigen) Passierschein bekommen haben, mag ich mir nicht ausmalen.
Eben diese Leute müssen früh morgens auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle von Bethlehem kommend noch wesentlich mehr Kontrollen, Schwierigkeiten und oft noch Schikanen über sich ergehen lassen, um zu ihrer Arbeitsstelle zu gelangen - nie wissend, was sie am Checkpoint erwartet, wie lange die Prozedur dauern wird und ob sie überhaupt durchgelassen werden. Es sind viele, die die halbe Nacht dort verbringen aus Angst, ihre Arbeitsstelle nicht pünktlich erreichen zu können. Sie kommen aus den Dörfern um Bethlehem herum, den Städten wie Hebron und noch von weiter her, aus der ganzen südlichen Westbank. Manche verlassen ihr Zuhause oft kurz nach Mitternacht, erreichen den Checkpoint um etwa ein oder zwei Uhr, wo sie unter freiem Himmel, Wind und Regen schutzlos ausgesetzt, auf auseinander gefalteten Pappkartons sitzend oder liegend, schlafend oder wachend, die Öffnung um fünf Uhr erwarten. Das geschieht in den meisten Fällen nicht pünktlich, sondern mit teilweise halbstündiger Verspätung.
Einen wesentlichen Teil unserer Zeit in Bethlehem wird unser Team an eben diesem Checkpoint verbringen. Es ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, hier präsent zu sein, vor allem früh morgens, wenn der Checkpoint geöffnet wird.
Wir begleiten diese Menschen um ihnen den Übergang so gut es eben geht zu erleichtern. Wir geben Hilfestellung, versuchen, durch unsere Anwesenheit Schikanen seitens der israelischen Soldaten oder der Grenzpolizei abzumildern oder zu verhindern. Dazu werden wir wachsam die jeweilige Lage beobachten, Schikanen und Menschenrechtsverletzungen dokumentieren und weiter leiten."